Mein erster Besuch im Deutschen Bundestag
Textbeitrag zur News vom 30.3.2012
Am 25.1.12 war ich das erste Mal im Deutschen Bundestag bei einer Anhörung als Gast dabei. Es ging um eine Anfrage der Linken, ob man nicht Cannabis legalisieren könne. Ich wusste gar nicht, wie einfach es ist, an solch einer Sitzung teilzunehmen. Wenn man sich eine Woche vorher dort anmeldet, kommt man am Veranstaltungstag nach Abgabe seines Personalausweises und sämtlicher Musikinstrumente rein. Dann wird man wie im Flughafen „nackt gescannt“.
Wie die meisten weiß ich nie, wann dort welche Veranstaltung stattfindet. Gelegentlich habe ich beim Programme durchzappen im Fernsehen eine Bundestagsdebatte erwischt. Aber da ich meist mit meiner Freundin zusammen ferngesehen habe und die lieber Liebesfilme sehen wollte, habe ich mir das dort auch nie lange angesehen. Da ich mich aber seit diesem Jahr um das Mitorganisieren der Hanfparade kümmere, wurde ich dort gefragt, ob ich mitkommen wolle. Wir suchen übrigens noch fleißige und zuverlässige Mitstreiter zum Gelingen der diesjährigen Hanfparade. Übrigens für Leute, die nicht so viel Zeit, aber eben dafür viel Geld haben: Wir suchen auch noch Sponsoren.
Die Idee der Linken ist, Cannabis zu legalisieren und kontrolliert abzugeben. Dazu sollte in Deutschland ein Netzwerk von Cannabis-Sozial-Clubs installiert und unterhalten werden. Diese Vereine ermöglichen den gemeinsamen Cannabisanbau für den eigenen Bedarf. Damit wäre dem illegalen Drogenhandel dann das Wasser abgegraben, denn jeder vernünftige Kiffer würde sich sein Gras selbst anbauen.
Erstaunlicherweise rief diese gute Idee keine Stürme der Begeisterung hervor. Stattdessen wurde der Linken vorgeworfen, bewährte uralte Gesetze brechen zu wollen.
Als ich vor dem Betonbunker des Deutschen Bundestages stand, dachte ich: Eigentlich habe die doch große Fenster, die müssten doch sehen, wie es in der Welt langgeht. Aber leider waren im Sitzungssaal die Fenster verhangen und stattdessen womöglich noch mit Atomstrom-Licht vom Vatten Fallkonzern beleuchtet. Aber nicht grade vernünftig erhellt, denn die Debattierenden sprachen nur aneinander vorbei.
Von der CDU wurden Kinder- und Jugendschutzargumente minutenlang erläutert. Aber diese Clubs sind doch, wie erwähnt ab 18. Weshalb hört hier eigentlich niemand dem anderen auch mal zu? Weshalb sind die Gardinen zugezogen? Wollen die eine Politik am Willen des Volkes weit vorbei machen?
Der Union entgegen stellte sich vor allem Nicole Krumdiek mit ihrer sehr vernünftigen, vier bis fünf A4-Seiten langen Rede entgegen. Zwar von den Rängen mit Applaus honoriert, aber von den Veranstaltern waren solche Lautäußerungen nicht erwünscht.
Stattdessen wurden wir noch auf die Möglichkeit hingewiesen, dass man den Saal auch räumen lassen könne.
Da drängt sich mir schon die Frage auf, für wen die eigentlich Gesetze verfassen? Wenn sie gleichzeitig dem gemeinen Volk den Mund verbieten?
Beim Rausgehen aus dem Gebäude bin ich dann noch fast verhaftet worden. Denn man hatte seinen guten Personalausweis gegen einen lächerlichen Anstecker mit dem Aufdruck „Besucher“ einzutauschen. „Mensch der nichts zu sagen hat“. „Mensch den man nicht ernst nehmen muss“. Eben nur ein lästiger Besucher…, also gab es dort am Umtauschstand, ähnlich den Grenzschutzanlagen, die nichts genützt haben, die ich auch schon aus der guten alten DDR-Zeit her kenne, beim Rausgehen eine kleine Schlange von vier, fünf Leuten. Und es hat ein paar Minuten gedauert. Ich hatte noch einen halben Joint von vor der Veranstaltung in meiner Jackentasche gefunden und habe mir den gedankenlos wieder angezündet. Da kam aber gleich ein junger Mann auf mich zugestürmt, der sprang mich förmlich an und fragte ganz entsetzt, ob ich kiffen würde und er werde gleich die Polizei rufen. Ich hab ihn gefragt, ob bei ihm gesundheitlich noch alles in Ordnung wäre? Ob er sich lächerlich machen wolle? Oder ob er ernsthaft glaube, mit solchem Quatsch auf der Karriereleiter nach oben zu kommen? Dann kam seine Kollegin und hat gefragt was los sei. Ich war feige. Habe mein Kiffen geleugnet. Und behauptet dass der Mann lügt. Sie schickte ihren Kollegen an die Arbeit dort hinten. Fand ich lustig.
Aber wenn ich ein Held hätte sein wollen, hätte ich mich zum Kiffen bekennen sollen.
Nächstes Mal.
Nächstes Mal gehe ich wieder mit Musikinstrumenten in den Bundestag. Und ich werde meine Meinung sagen. Sollen sie mich doch dort rauswerfen. Oder von mir aus auch verhaften.
Bin ich eben ein politischer Gefangener.
Mir doch egal.
Nach der Revolution werde ich ein Held sein.
Und Leute, wir brauchen eine Revolution!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Eine, die die Welt wieder vom Kopf auf die Füße stellt.
Eine, die die Welt wieder weg von den Interessen des Geldes, hin zu den Interessen der Natur, der Umwelt, den sozialen Gegebenheiten in einer Region lenkt.
Aber will ja keiner mitmachen.
Ist scheinbar meine eigene Idee.
Was soll’s?
Ich war im Fernsehen zu sehen und ich konnte diesen lustigen Artikel hier veröffentlichen.
Falls bei der Revolution doch noch jemand mitmachen möchte, schickt mir eine Mail an: thyrolf.a@freenet.de. Würde mich über jeden Mitstreiter freuen. Wir machen einfach eine Volksabstimmung gegen diese Regierung und suchen uns eine neue und machen uns neue Gesetze ähnlich die des Kommunismus zu eigen.
Wann wenn nicht jetzt? Wo wenn nicht hier? Wer wenn nicht wir?
Alles Liebe
König von Egal
Rio Reiser
P.S.: Als ich zu der Sitzung gegangen bin und all die klugen und vernünftigen Argumente der Cannabisbefürworter hörte, dachte ich, dass jetzt doch auch der Dümmste begreifen müsste, wie gut diese Idee eigentlich ist. Auch in Spanien ist dieses Modell schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich.
Erstveröffentlichung (gekürzt) Strassenfeger 5/2012, Berlin
Bildquelle: Videoaufzeichnung der Anhörung auf bundestag.de
Mehr Informationen zum Thema Cannabis Social Clubs:
www.cannabis-clubs.de/category/cannabis-social-clubs
www.jura.uni-bremen.claytypo3/cms405/index.php?id=151