Wir setzen unsere kleine Serie über Aktivitäten „am Rande der Hanfparade“ fort mit Philipps Bericht über das „4/20-Smoke-in“ in Berlin – eingeleitet von einer Annährung an das Geheimnis um die Zahl 4:20, die in Kifferkreisen eine besondere Bedeutung hat.
Unter dem Motto „Colorado ist Überall“ trafen sich Hanfraucher am Ostersonntag 2014 zu einem 4/20-Smoke-In im Görlitzer Park. Mythen ranken sich in der Kiffergemeinde um diese magische Zahl. Ob es wirklich nur ein Freundeskreis kalifornischer Jugendlicher war, der sich jeden Nachmittag um Vier-Uhr-Zwanzig traf, um nach einer geheimen Cannabisplantage in den Bergen zu suchen, lässt sich heute nicht mehr genau sagen. Die Zahl ist jedoch seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fester Bestandteil und Ausdruck einer Subkultur, die international langsam aber sicher ihren rechtmäßigen Platz in der pluralistischen Gesellschaft einnimmt. Das auch heute noch währende Verbot der weichen Droge Cannabis trug sicher zu dem Bedürfnis bei, einen Code für den vergleichsweise harmlosen Genuss des Rauschmittels zu finden. Ob zu Hause oder in der freien Natur, ca. sechs Millionen Deutsche sollen hin und wieder gerne einen Joint rauchen.
So trafen sich am 20.04.2014 etwa 40-50 Menschen zu der für 15:45 Uhr im Görlitzer Park angekündigten Versammlung. Bereits ein paar Tage zuvor war dort ein Zaunbanner auszumachen, welches unverholen „4:20 p.m.“ als Uhrzeit für das Event proklamierte. Ein paar Decken und Cannabisfahnen machten den Park an diesem Tag richtig gemütlich. Einer spielte Gitarre, andere Frisbee und ein paar Hunde tollten im Gras. In einem ruhigen Moment konnte man sogar das leise Blubbern einer Wasserpfeife hören. Auch von einem gemächlich vorbeischreitenden Trupp Polizeikräfte in üblicher Schutzmontur ließ sich das friedliche Gathering nicht aus der Ruhe bringen. Ein paar Aktivisten verteilten Flyer für den Global Marijuana March, der bald darauf in Berlin und weltweit in rund 250 Städten begangen wurde sowie für die Hanfparade, die am 9. August stattfinden wird. Um 16:19 Uhr war es dann soweit: Mit dem für den 4/20 üblichen und lautgezählten Countdown löste sich die Versammlung in Wohlgefallen auf. Alles Weitere konnte so als Privatvergnügen gelten.
Der Ort für dieses „Smoke-In“ war gewiss strategisch gewählt. Der Vorstoß der Friedrichshain-Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin von Bündnis 90/Die Grünen, Monika Herrmann, hier einen der ersten Coffeeshops in Deutschland Realität werden lassen zu wollen, gab gewiss genügend Anlass für diese Protestaktion im Park. Die Kriminalisierung von Hanf führt immernoch dazu, dass sich Menschen, die sich dem süßen Kraut zugetan fühlen, mit Dealern in dunklen Ecken um die Beschaffung der dem Hopfen verwandten Pflanze Cannabis sativa abgeben respektive herumärgern müssen. Klar, dass sich in diesem Umfeld auch andere Kriminalität tummelt und außerdem die Grenze zwischen harten und weichen Drogen verwischt. Die deutliche Forderung der Befürworter einer Re-Legalisierung von Hanf als Werkstoff, Medizin und Genussmittel steht dem kompetent entgegen.
Im US-Bundesstaat Colorado hat man bereits erkannt, dass es sich nicht lohnt, Menschen, die sich für den Genuss der alten Kulturpflanze Cannabis entscheiden, auszugrenzen. Mehr noch, dort wo der Hanf wieder legal geworden ist, hat sich ein wahrer Wirtschafts-Boom um das süße Kraut entwickelt. Sei es nun, dass man damit ganz nebenbei dem Hanf auch für Industrie und Handwerk den Weg ebnet, oder die medizinische Forschung und Anwendung der Droge voranbringt. Cannabis kann in vielerlei Hinsicht wahre Wunder bewirken.
Wer es also noch nicht wusste, der 20.04. ist alljährlich ein guter Tag, um ordentlich einen Joint oder eine Pfeife zu rauchen und 4:20 Uhr am Nachmittag eignet sich dafür besonders gut. Neben dem Global Marijuana March im Mai und der Hanfparade im August wird der 4/20-Day im April hoffentlich auch in Zukunft seinen festen Platz auf dem Kalender der Hauptstädter haben. Damit die Menschen diesen Tag dann auch mit der angebrachten Gelassenheit begehen können, muss sich in der Drogenpolitik ganz dringend was ändern. Auch für Deutschland gilt der weltweite Aufruf: Stop the war on drugs – bring prohibition to an end!