Am Samstag demonstrieren in Berlin zum 20. Mal Menschen für die Legalisierung von Cannabis. Zur Jubiläumsausgabe der Hanfparade erwarten die Veranstalter mehr als 10.000 Hanffreunde.
Seit 1997 findet in Berlin mit der jährlichen Hanfparade die größte deutsche Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel statt. Die Feierlichkeiten zum runden Geburtstag beginnen um 13 Uhr auf dem Washingtonplatz (Hauptbahnhof). Im Anschluss führt der Umzug unter dem Motto „Legalisierung liegt in der Luft“ über das Bundeskanzleramt, den Reichstag und das Bundesgesundheitsministerium. Begleitet wird das Politikspektakel von einem Dutzend bunten Paradewagen mit Musik von Schlager bis Techno. Höhepunkt der Hanfparade ist die ab 16 Uhr vor dem Roten Rathaus stattfindende Schlusskundgebung mit Livemusik, Reden, Infoständen und allerlei hanfigen Überraschungen.
Als die Hanfparade von zwei Jahrzehnten auf dem Höhepunkt der „Generation Fun“ das Licht der Hauptstadtwelt erblickte, hielten Viele sie für eine billige Kopie der Loveparade. Die Ernsthaftigkeit ihres Anliegens bestreitet heute indes niemand mehr. Im vergangenen Jahr wurde sie von der Taz gar zur „politischsten Demo Berlins“ erklärt. Die aus dem ganzen Bundesgebiet und mehreren europäischen Ländern anreisenden 10.000 Teilnehmer eint der Wunsch nach einem Ende im „Krieg gegen Cannabis“, das sie als universellen Rohstoff, natürliche Medizin und risikoarmes Genussmittel preisen.
Unterstützt wird der Ruf nach Hanffreigabe inzwischen von Grünen, Linken, Piraten und der FDP. Selbst bei den Sozialdemokraten wird Anno 2016 heftig über den Sinn und die Schäden des Cannabisverbots diskutiert. Angefeuert wurde die Debatte vor allem von den Erfahrungen in anderen Ländern. So verzeichnete Portugal nach der Entkriminalisierung vor 10 Jahren eine deutliche Abnahme drogenspezifischer Gesellschaftskosten, in Spanien und Belgien gehören Cannabis Social Clubs mittlerweile zum Alltag. Wenn von den üppig sprudelnden Hanfsteuereinnahmen in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington die Rede ist, kriegen Haushaltspolitiker auch hierzulande feuchte Augen. Kein Wunder also, dass die Hanfparade-Macher auf rasche Veränderungen der Drogengesetze dringen. Sie sind davon überzeugt, so Versammlungsleiter Steffen Geyer, dass „legales Cannabis weniger Schäden verursachen würde, als es das seit 45 Jahren geltende Verbot tut.“ Zum Glück sei die Zeit reif für einen Neuanfang in Sachen Hanf.
„Wenn selbst die Lindenstraße zeigt, dass Patienten Cannabis illegal anbauen müssen, weil ihnen der Staat den Zugang zur lebensrettenden Medizin verweigert, dann wird es für Prohibitionisten schwer, uns pauschal als weltfremde Hippies abzukanzeln“ so Geyer weiter.
Statt Abermillionen in Polizei und Gefängnisse zu investieren will die Hanfparade „durch Legalisierung echten Jugend- und Verbraucherschutz ermöglichen“ so Steffen Geyer „Wir sind die erste Bürgerrechtsbewegung die darum fleht, Steuern bezahlen zu dürfen.“ Die mindestens vier Millionen deutschen Kiffer würden mit ihrem Hobby, so Schätzungen des Deutschen Hanf Verbandes, rund zwei Milliarden Euro Cannabissteuern erwirtschaften. Noch einmal so viel Geld an Sozialabgaben wäre möglich, wenn aus Dealern und Drogenbauern zukünftig ehrbare Geschäftsleute würden. „Geld das in den USA Kindergärten und Schulsanierungen finanziert, wird in der Bundesrepublik sehenden Auges in schwarze Kassen gespült.“ so Geyer.
Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler sieht indes keinen Bedarf nach einer Legalisierung. In der Bundespressekonferenz erklärte sie: „Eine Aufhebung des Verbots wäre eine Verharmlosung der Droge. Dieses falsche Signal wird die Bundesregierung nicht senden.“ Es wird also auch 2017 noch eine Hanfparade geben müssen.
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Für Ihre Fragen zur Hanfparade oder zum Thema Legalisierung steht Ihnen der Versammlungsleiter Steffen Geyer gern per Telefon 0178/6594399 oder per Email an info@Hanfparade.de zur Verfügung.