Jubiläumsveranstaltung: 15 Jahre Jakis e.V. – 30 Jahre Drogeninfostände

Wir feiern mit der TuneUp Session 4. November 2024
im Badehaus, Revaler Str. 99, 10245 Berlin
Einlass: 20:00 Uhr
Vortrag von Hans Cousto: 20:30 Uhr
21.45 Uhr Session Opener: TuneUP Sound Collective
ca. 22.00 Uhr OpenStage – Jamsession ♫♪
afterjam DJ Spoonman @2nd Floor.
Eintritt ermäßigt Schüler, Lehrlinge, Studenten: 6 Euro, normal 8 Euro.

Der Jakis e.V. ist der Dienstleister im Hintergrund der Hanfparade. Der Jakis e.V. zeichnet verantwortlich für alle geschäftlichen Belange der Hanfparade, das heißt für die Verträge mit den Sponsoren, dem Bühnenbauer, den Druckereien, der GEMA und so weiter und macht für die Hanfparade auch die Buchhaltung sowie die Steuererklärungen.

Bündnis Hanfparade e.V. und Jakis e.V.

Bis zum Jahr 2006 wurden diese Aufgaben vom Bündnis Hanfparade e.V. bewerkstelligt. Im Jahr 2006 ist das Bündnis Hanfparade e.V. jedoch aufgrund einer Polizeiaktion insolvent geworden und konnte offene Rechnungen nicht mehr bezahlen. Der Grund: Vor dem Brandenburger Tor hatte die Hanfparade zur Platzgestaltung 10.000 Hanfpflanzen in Blumentöpfen aufgestellt. Die circa 10.000 Hanfpflanzen wurden von der Polizei abgeschnitten. Dies geschah obwohl die erforderlichen Genehmigungen der Versammlungsbehörde, des Bundesinnenministeriums und der Polizei vorlagen. Bei den Pflanzen handelte es sich um Nutzhanf mit einem durchschnittlichen THC-Gehalt von weniger als 0,016 Prozent. Obwohl dies durch EU- Zertifikate des Saatguts und den Hanfbauern bestätigt wurde, ging ein Beamter des LKA davon aus, dass die Organisatoren der Hanfparade die Pflanzen auf dem Transport nach Berlin gegen potente Pflanzen ausgetauscht hätten und erklärte alle Absprachen kurzerhand für nichtig. Da die Pflanzen eine Leihgabe des Hanfbauern waren, mussten diese nach der Vernichtung durch die Polizei bezahlt werden – mehrere Zehntausend Mark (DM) waren fällig geworden, die das Bündnis Hanfparade e.V. nicht begleichen konnte. Es gibt ein Video, das zeigt, wie auf der 10. Hanfparade im Jahr 2006 Hanfpflanzen von der Polizei abgeschnitten werden. Der Film ist 3:20 Minuten lang. Es sind auch zahlreiche Bilder von der Aktion verfügbar.

Polizei tötet Hanf willkürlich auf der Hanfparade 2006

Das Bündnis Hanfparade e.V. war zahlungsunfähig geworden und konnte seine Dienstleistungen für die Hanfparade nicht mehr erbringen. Deshalb musste ein neuer Verein gegründet werden. Die Gründerversammlung des neuen Vereins Jakis e.V. fand in Berlin am 10. November 2009. statt. Seit diesem Zeitpunkt vollbringt der Jakis e.V. die Aufgaben, die zuvor vom Bündnis Hanfparade e.V. wahrgenommen wurden.

30 Jahre Drogeninfostände in Berlin

Drogeninfostände auf Festivals oder Partys in Clubs sind eine Interventionsstrategie zur Gesundheitsförderung durch Vermittlung von Wissen über Drogen sowie zu Themen wie Set und Setting beim Drogengebrauch. Unter Set versteht man die Befindlichkeit und Erwartungshaltung vor der Einnahme von Drogen und das Setting beinhaltet die Rahmenbedingungen während der psychedelischen Reise.

Drogeninfostände sind Treffpunkte für erfahrene Psychonauten wie auch für Novizen und dienen dem Austausch. Das Leitmotiv ist der Austausch von Erfahrungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Drogeninfostandes vermitteln somit nicht nur Informationen an potenzielle Konsumenten von psychoaktiven Substanzen, sondern sie erweitern auch ihr Wissen durch die Erzählungen von den Besucherinnen und Besucher des Standes, von denen einige schon über Jahrzehnte lang Erfahrungen mit der Kombination der unterschiedlichsten Substanzen gesammelt haben. In keinem Hörsaal einer Universität kann man sich so viele authentische Berichte über Drogenerfahrungen zu Gemüte führen wie auf einem Drogeninfostand auf einem Psytrance- oder Hightecfestival.

Der Verein Eve & Rave wurde in Berlin vor 30 Jahren im Oktober 1994 von kulturell und sozial engagier­ten Mitgliedern der Technoszene gegründet. Ziel und Zweck der Vereinsgründung war, Energien zur Förderung der Party- und Technokultur zu bündeln und zur Minderung der Drogenproblematik zu akkumulieren. Im Januar 1995 beschloss der Verein Eve & Rave, in Berlin ein Drug-Checking-Programm für betäubungsmittelverdächtige Substanzen, die auf der Straße und in Clubs als Ecstasy-Pillen und -Kapseln feilgeboten wurden, durchzuführen. Die Analysenergebnisse wurden regelmäßig ver­öffen­tlicht, um eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Aufklärung, für die Beratung und für die Prävention zu schaffen. Andererseits sollte auf diese Weise den Ecstasy-Gebrauchen ver­deut­licht werden, welche Risiken sie beim Konsum der bunten Pillen für ihre Gesundheit eingingen. Im Februar 1995 lief das erste autonome Drug-Checking-Programm in Deutschland an, am 30. Sep­tember 1996 musste das Programm aufgrund staatlicher Repressionsmaßnahmen wieder eingestellt werden. Erst nach mehr als einem Vierteljahrhundert erkannte die Politik in Berlin, dass das Drug-Checking, das von Ravern in Berlin durchgeführt wurde, eine vernünftige Idee war. Erst am 6. Juni 2023 startete dann in Berlin endlich wieder ein Drug-Checking-Programm.

Der Verein Eve & Rave Berlin ist heute vakant. Die letzte Vollversammlung fand am 5. Juli 2000 im Café Sidney statt, wo ein neuer Vorstand gewählt wurde. Im Vereinsregister ist jedoch bis heute der alte Vorstand aus den 90er Jahren eingetragen. Engagierte Mitglieder des Vereins Eve & Rave Berlin gründeten zur Fortsetzung der Dienstleistungen in der Partyszene im Frühjahr 2002 die Freie Arbeitsgemeinschaft Drogengenusskultur. Bis um die Jahrtausendwende waren Partydrogenbroschüren das am meisten genutzte Mittel, um Informationen über die Wirkung von Drogen zu informieren. In der Zwischenzeit gibt es weitaus ausführlichere Fachinformationen zu diversen Substanzen wie auch zum Mischkonsum von Drogen. Besonders auf Festivals trifft man immer häufiger Leute, die man als erfahrene Psychonauten bezeichnen kann. Für diesen Personenkreis haben ausführliche Fachinformationen einen großen Wert für einen risikoarmen Gebrauch psychotrop wirkender Substanzen. Deshalb hat die Freie Arbeitsgemeinschaft solche Fachinformation für diverse Partydrogen mit Hinweisen zum Drogenmischkonsum verfasst, wobei diese immer wieder aktualisiert werden.

Drogenmischkonsum ist eine Realität und wird von vielen Menschen praktiziert, obwohl viele Drogenberatungsstellen davor warnen, jedoch kaum Informationen dazu liefern. Generell gilt: Drogenmischkonsum ist eine Kunst wie Kochen. Jeder gute Koch weiß, dass, wenn man bei einer Speise von einem Gewürz zu viel oder zu wenig verwendet, das ganze Essen nicht mehr schmeckt. Richtig gut zu würzen ist eine kulturell seit Jahrhunderten überlieferte Kunst. Das gleiche gilt für den Drogenmischkonsum. Nimmt man von einer Substanz zu viel oder zu wenig, dann kann die psychonautische Reise leicht von vielen unangenehmen Nebenwirkung geprägt sein, statt einen mit Freude, anregenden Erkenntnissen oder wohltuenden spirituellen Erlebnissen zu beflügeln. An Drogeninfoständen haben Psychonauten die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten auf Augenhöhe ihre Erfahrungen zu reflektieren, mehr über die Kultur der Psychonautik zu erfahren und vor allem Hinweise zur Schadensminderung wie auch zur Genussoptimierung zu bekommen, wie auch an andere Personen weiterzugeben.

Präsentation von Hans Cousto im Badehaus am 4. November 2024

Im Rahmen der TueUp Session im Badehaus auf dem RAW-Gelände wird Hans Cousto ab 20:30 Uhr einen Einblick geben über die 30-jährige Tätigkeit in den Clubs und auf Festivals und auch auf die Veränderungen in den Szenen eingehen.

Auch das Verhalten seitens der Politik und staatlich finanzierter Projekte wird an diesem Abend thematisiert werden.

Hans Cousto war in den letzten 30 Jahren weit über 1000 Nächte auf Partys und Festivals mit einem Drogeninfostand präsent und kennt daher die Bedürfnisse der Feierleute aus erster Hand. Siehe hierzu: 30 Jahre Drogeninfostände auf drogenkult.net

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