Ein Lehrstück über Demonstrationsrecht (Teil I)
Wenn am Dienstag, den 11. Dezember 2012, ab 10 Uhr vor dem Verwaltungsgericht Berlin (Kirchstr. 7, 10557 Berlin) in Sachen "Hanfparade 2011 gegen die Berliner Versammlungsbehörde" verhandelt wird, geht es längst nicht nur darum, ob es juristisch richtig war, Deutschlands größter Demonstration für die Legalisierung von Cannabis weite Teile der Abschlusskundgebung zu verbieten. Vielmehr stehen die Grenzen der Versammlungsfreiheit für alle BerlinerInnen zur Diskussion.
Schon die Fuckparade 2001 hatte ähnliche Schwierigkeiten wie die Hanfparade. Ihre Geschichte zeigt aber anschaulich, dass es sich lohnt, gegen Behördenwillkür zu kämpfen. Selbst wenn ein Rechtsstreit fünf oder mehr Jahre dauert, können alle von einem Erfolg profitieren. Nur dank der Ausdauer der Fuckparade-Initiatoren können wir noch heute auf Demonstrationen tanzend Politik machen.
Auch die Hanfparade will Grundsätzliches klären lassen. Per Gerichtsbeschluss soll sicher gestellt werden, dass die Ausgestaltung politischer Kundgebungen Sache der Demomacher ist. Egal ob Bühne, Infostand oder Zelt - wie demonstriert wird, soll nicht länger nach Gutsherrenart von der Versammlungsbehörde entschieden werden. Es geht um nicht weniger, als die Berliner Behörden gerichtlich zu zwingen, das Fuckparade-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts endlich umzusetzen. Bereits im Jahr 2007 entschied es:
Enthält eine geplante Zusammenkunft von Personen Elemente, die sowohl auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung gerichtet sind, als auch solche, die anderen Zwecken dienen, ist sie als Versammlung im Sinne des Grundgesetzes und des Versammlungsgesetzes zu behandeln, wenn die anderen Zwecke nicht aus der Sicht eines durchschnittlichen Betrachters erkennbar im Vordergrund stehen.
(Leitsatz aus dem Urteil des 6. Senats vom 16. Mai 2007 BVerwG 6 C 23.06)
Wir, die Unterzeichner, unterstützen diesen Kampf für die vom Grundgesetz geschützte Versammlungsfreiheit.
Erstunterzeichner
- Ortwin Rau, Kultur- und Jugendverein Young African Arts Market (YAAM)
- Mathias Bröckers, Journalist und Autor
- Ingo Damm, Künstler und Veranstalter
- Lotar Küpper, Kulturarbeiter und Politikaktivist
- Benjamin Meyer, IG-Suchtpolitik, stellv. Vorsitzender PIRATENpartei Berlin
- Dr. Johannes Otto Riedner, Megaspree-Verbund
- Heiko Kohl, Rechtsanwalt
- Martin Rediker, Vorstand Grüne Hilfe Netzwerk e.V.
- UBI KLiZ e.V. - Mieterladen, Kreutzigerstraße 23, Berlin
- Jo Biermanski, Die Linke - LAG Drogenpolitik Hessen
- Rolf Ebbinghaus, Hanf Museum Berlin
- Heinrich Bücker, Coop Antikriegscafé Berlin
- Thomas Rojahn, Geigenbaumeister
- Mathias Meyer, Hanftag Berlin
- Maximilian Plenert, Vorstand akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik
- Michael Knodt, Chefredakteur Hanf Journal
Wir suchen und freuen uns über weitere Unterstütztung! Übermittle deinen Namen, eine etwaige Organisation und/oder Beruf und Website über das Kontaktformular oder per E-Mail an info@hanfparade.de an uns.
Weiterführende Links
- Hanfparade 2011 vs. Berlin mündliche Gerichtsverhandlung
- Presseerklärung der Hanfparade zur Klage gegen die Versammlungsbehörde vom 11.08.2011
- Presseerklärung von Eve & Rave Berlin vom 17.05.2007 "Bundesverwaltungsgericht bestätigt Demonstrationsstatus der Fuckparade"
- Freie Meinungsbildung ade? Wenn staatliche Behörden Recht brechen (von Hans Cousto)
Weitere Unterzeichner
- Julia Seeliger, Journalistin
- Daniel Schmid, 1. Vorsitzender Cannabis Colonia e.V.
- Claus Wiesinger
- Philipp Braun, Partei der Vernunft
- Florianovic Merz
- Valerio Schreiber, Promoter
- Markus Berger, Blazin Tommy Productions
- Ingrid Wunn, Sprecherin der Hanf-Initiative Frankfurt am Main
- William Niedermeyer, Hantag München und Grüne Hilfe Büro Bayern
- Enrico Fletzer, Vorstand ENCOD
- Manuel Gocha, SelbsthilfeNetzwerk Cannabismedizin (SCM)
- Mareike Bahlo, Ratsfraktion Die Linke Kiel
- Sofia Cugusi
- Jakob Adolph
- Thorsten Naumann, Verwaltungsangestellter
- Georg Wurth, Deutscher Hanf Verband (DHV)
- David Growle
- Claudia Russo, Künstlerin
- Stefan Schmitz
- Axel Junker, Stellv. Sprecher SelbsthilfeNetzwerk Cannabismedizin (SCM)
- Matthias Roeingh aka Dr. Motte, DJ und "Vater" der Loveparade
- Roland Heiberg
- Gabriele Gebhardt, Sprecherin SelbsthilfeNetzwerk Cannabismedizin (SCM)
- Sascha Spang, Cannabispatient
- Laurenz Schirmer
- Adriana Müller von Baczko
Stand 05. Dezember 2012 19:17 Uhr