Presseecho: Berauschende Feste

Presse | Presseecho | Berauschende Feste

Berauschende Feste

Quelle

Dieser Artikel von Jörn Hasselmann erschien am 6. August im Tagesspiegel

Die Hanfparade zog gestern durch die Stadt. Mit Bier und Gauklern kann man auch heute noch weiterfeiern

Stundenlang wogten die Blätter der Hanfpflanzen vor dem Brandenburger Tor; Polizisten schauten entspannt zu. Doch gegen halb vier am Nachmittag war es mit der Kifferidylle vorbei: Polizeibeamte rückten mit Sägen und Messern an – und mähten die Pflanzen nieder. Das war kurz bevor der Demonstrationszug der Hanfparade mit Wagen und Transparenten unter dem Motto "Legalisierung jetzt!" auf dem Pariser Platz eintraf. Die Veranstalter reagierten empört: Die ausgestellten Pflanzen seien nur Dekoration und hätten kein Rauschpotenzial. Der Einsatzleiter dagegen erklärte, man habe die Veranstalter zuvor aufgefordert, die Pflanzen wegzuschaffen. Nachdem sie das nicht getan hatten, habe man sich in Absprache mit dem Rauschgiftkommissariat zu der Aktion entschlossen. Sonst gab es bis zum Nachmittag keine nennenswerten Zwischenfälle auf der Demonstration. Die Veranstalter sprachen von mehr als 1000, die Polizei von rund 400 Teilnehmern.

Gänzlich sorgenfrei trotz Regens verlief das Bierfestival rund um die KarlMarx-Allee: Nach dem Umzug der Brauereipferdewagen hatten es sich Tausende in den Festzelten gemütlich gemacht. Bierzeltklassiker wie "Marmor, Stein und Eisen bricht" hallten über den Strausberger Platz. Die Leute aus der Umgebung schienen weitgehend unter sich zu sein – und freuten sich über das zur Durstlöschanlage umgebaute Feuerwehrauto ebenso wie über die Preise: WennÂ’s keine allzu exotische der weit mehr als 1000 angebotenen Biersorten sein musste, war der halbe Liter für 2,50 Euro zu haben. Der einzige Ort, an dem sich niemand drängte, war der Kaffeestand.

Beim Gauklerfest unter dem Motto "Berliner Sommerzauber" waren zumindest die überdachten Sitzplätze sehr gefragt. "Gut besucht" sei das Fest, das noch bis zum 13. August dauert, hieß es an der Kasse am Opernpalais Unter den Linden. Offenbar waren es vor allem Touristen, die sich für 2,50 Euro von Gauklern unterhalten und von Gourmetköchen verwöhnen ließen. Der geschäftsführende Gesellschafter Jürgen Blunck sagte, wegen des großen Andrangs im vergangenen Jahr sei die Veranstaltungsfläche erweitert worden. Der Kunsthandwerkermarkt sei nun am Schinkelplatz zu finden. Neu sei auch das Kinderprogramm. Insgesamt sind nach seinen Angaben rund 120 Aussteller und 180 Künstler beteiligt. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 140 000 Besucher. Auf dem Fest suchen Magier, Komödianten, Artisten und Tänzer ihr Publikum in der Menge. Geöffnet ist am Wochenende ab elf und werktags ab 16 Uhr. Kinder bis 14 Jahre dürfen gratis rein. (mit ddp)