20 Jahre Hanfparade, 20 Jahre politische Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Ein Grund zu feiern – oder Grund zum Weinen? In den letzten 20 Jahren hat sich viel getan: Sämtliche Mythen um Cannabis als Einstiegsdroge und andere gefährliche Nebenwirkungen wurden durch wissenschaftliche Studien widerlegt, und sicher ist nur nach wie vor: Die gefährlichste Nebenwirkung des Hanfkonsums ist die Strafverfolgung.
Während man vor 20 Jahren nur wusste, dass das Cannabinoid THC irgendwie für den angenehmen Rauschzustand beim Kiffen verantwortlich ist, so kennt man heute weit über 50 verschiedene Cannabinoide und ihre vielfältigen positiven Wirkungen auf den Menschen. Der Nutzen bei diversen Volkskrankheiten ist genauso wissenschaftlich belegt wie die teilweise einzigartige Hilfe durch Cannabis bei einigen extrem schweren Erkrankungen. Vor diesem Hintergrund steht eine wichtige Frage im Raum: Haben Politik und Gesetzgebung auf diese Erkenntnisse und die endgültige Entlarvung der Cannabisprohibition als ein Lügengebäude inzwischen angemessen reagiert? Leider kaum.
Deshalb musste die Hanfparade am 12. August 2017 zum 21. Mal erneut für die Legalisierung demonstrieren. Wieder mussten wir feststellen, dass das Cannabisverbot eine nicht hinnehmbare Einschränkung unserer persönlichen Freiheit ist, weder mit den Menschenrechten noch mit gesundem Menschenverstand vereinbar. Und da neun Stunden Demonstration wie in den Vorjahren scheinbar nicht genug waren, haben wir die Hanfparade diesmal auf zwölf Stunden erweitert und bereits um 10 Uhr mit einer großen Auftaktkundgebung vor dem Hauptbahnhof begonnen.
Nass startete die Hanfparade an diesem Tag: Das Wetter war nicht mit uns – der Wind blies den Regen bis mitten auf die Bühne. Wer aber mit uns war, waren die etwa 3000 munteren Frühteilnehmer und -teilnehmerinnen der Hanfparade, die sich zur Auftaktkundgebung auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof versammelten. TuneUp e.V. und Plusmacher heizten die Stimmung ein und zahlreiche Reden wurden gehalten.
Zum Umzug besserte sich das Wetter und bei Sonnenschein ging es durch die Berliner Innenstadt. Schon zu Beginn des Umzugs wuchs die Teilnehmermenge stark und in der Zeit von 14-17 Uhr schlossen sich noch viele Tausend der Demonstration an. Mit guten 10.000 TeilnehmerInnen erreichte die Hanfparade den Abschlussplatz in der Spandauer Straße zwischen dem Marx-Engels-Forum und dem Neptunbrunnen.
Wenn wir fairerweise außerdem die Besucher der Ausstellungen, Informationsstände und des Bühnenprogramms bis 22 Uhr mitzählen, hat die Hanfparade dieses Jahr zwischen 12.000 und 15.000 Menschen angelockt. Mit der langen Abschlusskundgebung und den vielfältigen Informationsständen an einem zentralen und belebten Ort im Zentrum Berlins nahe beim Alexanderplatz verfolgt die Hanfparade bewusst das Ziel, viele Menschen zu erreichen und ihnen die Teilnahme an der Demonstration zu ermöglichen, die sich nicht einem mehrstündigen Demonstrationszug anschließen wollen oder können. Der Alexanderplatz und der Berliner Dom sind schon so jeden Tag Magnete für mehrere hunderttausend Berlinbesucher, die an diesem Tag auch noch etwas politisches Mitnehmen konnten.
Weil eine politische Demonstration außerdem kein Trauermarsch sein muss, wurde unsere Meinungskundgebung selbstverständlich lautstark mit Musik unterstützt. Da wären zum einen die Paradewagen: Basis eines Demonstrationszugs, der in der Bundeshauptstadt wahrgenommen werden will. Wir danken 20fach den Wagenbetreibern: Die Linke, Udopea, Legalize, Bünnis 90/Die Grünen, Soundviecher/Mushroom, Julis, DHV, Sens Media, Piraten, Weedmaps und Traumküste Soundsystem. Außerdem natürlich den Musikern, die auf den größten Teil ihrer Gage verzichteten, um der Legalisierung mehr Gehör zu verschaffen: Das Friedl, Das Klimbimborium, Tanga Elektra und Der brennende Zirkus aus dem Tune Up e.V. Kollektiv sowie Plusmacher & All4Green bei der Auftaktkundgebung, sowie B-Tight, Mono & Nikitamann, MackaB und Planet Ion auf der großen Abschlusskundgebung.
Hochkarätige Redner lieferten die Argumente zur Legalisierung für alle, die zuzuhören bereit waren: Aus dem wissenschaftlichen Bereich, von Parteien und Organisationen: Maximilian Plenert (Patient), Niklas Schrader (MdA, Die Linke), Florian Rister (DHV), Andreas Müller (Richter, LEAP Deutschland), Theo Pütz (Beratungs-Netzwerk-Fahreignung, B-N-F), Roman-Francesco Rogat (Landesvorsitzender Julis Berlin), Thomas Isenberg (MdA, SPD, Sprecher für Gesundheit), Frank Tempel (MdB, Die Linke, drogen- und suchtpolitischer Sprecher), Tibor Harrach (Apotheker, LAG Drogen bei Bündnis 90/ Die Grünen Berlin, Kandidat Landtagswahl Berlin), Günter Weiglein (Patient – durch Prozesse gegen das BfArM bekannt), Andreas Vivarelli (Grüne Hilfe Regionalbüro Köln), Ursula Mock (Textilunternehmen Hanfliebe), Canan Bayram (MdA, die Grünen Berlin), Michael Knodt (Patient, freier Journalist), Micha Greif (DHV München), Emanuel Kotzian (Herausgeber Hanf Journal), Marijn Roersch van der Hoogte (Hanffaserfabrik Uckermark), Daniel Brückner (Exzessiv-TV), Daniela Kreher (Evangelische Theologin), Werner Graf (Landesvorsitzender die Grünen Berlin), Rolf „Rollo“ Ebbinghaus (Kurator Hanf Museum), Steffen Geyer (Aktivist) und Danny-Ralph Cäsar (Patient, Delegierter der BAG Behindertenpolitik der Grünen).
Möglich wurde die Hanfparade nur durch die Hilfe unzähliger helfender Hände und Köpfe, welche die Sache durch ihre ehrenamtliche Arbeit, nicht nur zum Hanfparade-Tag sondern auch das ganze Jahr über, unterstützen. Dank gilt auch unseren Förderer: Sensi Seeds, Verdampftnochmal, Futurola, Near Dark (Black Leaf), Green House Seeds, Samenwahl, sensmedia, Weedmaps, Barneys Farm, Seedsman und unsere Partner der Deutsche Hanfverband und Exzessiv/Hanf Journal.
Vielen Dank dass Ihr dabei wart!