Offizieller Flyer Amsterdam 420 Smoke-Out & Festival 2013

420 Smoke-Out & Festival in Amsterdam

Offizieller Flyer Amsterdam 420 Smoke-Out & Festival 2013Die Hanfparade war in Amsterdam! Denn der 20.4. ist seit dem letzten Jahr mit dem „AMS 420 Smoke-Out“ der Tag des Protests in der Coffeeshop-Metropole. Anlass war 2012 die geplante Einführung des „Wietpas“, wodurch Ausländern der Zugang zu den Coffeeshops verwehrt geworden wäre und inländische CannabiskonsumentInnen fortan in einem Register erfasst sein müssten. Diese Pläne konnten größtenteils gestoppt werden; nur in einigen südlichen Provinzen wurden sie durchgesetzt. In Amsterdam ist alles wie gewohnt für Einheimische und Touristen.

Foto der Versammlung zum 420 Smoke-Out vor Stadthalle und Rathaus in Amsterdam. Im Vordergrund eine niederländische Flagge mit Anonymous-LogoDennoch sind Hanffreunde nicht wirklich frei in den Niederlanden. Coffeeshopbesitzer agieren weiterhin in einer rechtlichen Grauzone, einen legalen Großhandelsmarkt für Cannabis gibt es nicht. Die nächsten Vorstöße der konservativen Politiker gegen die etablierte Kifferkultur sind nun, die Zahl der Coffeeshops drastisch zu reduzieren und eine Obergrenze für den THC-Gehalt einzuführen – als ob CannabiskonsumentInnen nicht in der Lage dazu wären, stärkeres Hasch oder Gras entsprechend zu dosieren!

Foto der Besucher von hinten bei der Kundgebung des 420 Smoke-OutDies und einige weitere waren die Themen der Redner beim Smoke-Out vor dem Rathaus und Stadthalle in Amsterdam. Für echte Freude bei allen Anwesenden sorgte die frisch aus Uruguay übermittelte Nachricht, dass die vor einigen Monaten bekannt gewordenen Pläne der Regierung, Cannabis zu legalisieren, nun umgesetzt werden. Höhepunkt jedoch war wie im Vorjahr um exakt 16:20 Uhr das gleichzeitige Zünden der vorbereiteten Joints, um die Oberen und ihr Haus symbolisch mit Hanfduft zu umnebeln. Die Zahl 420 bzw. die Uhrzeit 4:20 PM ist vor allem im englischsprachigen Raum ein Symbol der Kifferkultur.

Foto auf die Bühne beim 420 Smoke-Out, Rede des holländischen Samenzüchters SomaPolizei war während der gesamten Kundgebung übrigens gar nicht zu sehen, und wie die Fotos auch zeigen, war es eine äußerst friedliche und entspannte Demo mit einigen hundert Teilnehmern. Die peacige Atmosphäre setzte sich beim anschließenden „Amsterdam 420 Festival“ in einer Eventhalle am Rand Amsterdams mit Musik, Wettbewerben und weiteren Nettigkeiten fort.

Foto von Hanfaktivisten aus Berlin auf dem AMS 420 FestivalDie weite Fahrt hat die kleine Gesandtschaft der Hanfparade natürlich gern auf sich genommen, denn wir hatten auch die Gelegenheit, diverse Coffeeshops zu besuchen und uns allein an der Sorten- und Geschmacksvielfalt zu berauschen. Dazu konnten wir dem Cannabis College einen Besuch abstatten und etwas über das „Dabbing“ lernen, eine Methode, Cannabisextrakte (Haschöl, „Wachs“ oder „Glas“) zu inhalieren. Vor allem aber konnten wir den Protest und die niederländischen Hanf-Aktivisten unterstützen und Solidarität innerhalb der weltweiten Hanfszene beweisen. Denn möglicherweise wird die Re-Legalisierung irgendwann durch Druck von außen auf die deutsche Politik zu uns kommen – je nachdem, wie bald hierzulande der Kurswechsel eintritt.

Neugierig von den Bildern? Noch mehr Fotos vom Smoke-Out und vom Festival werden in Kürze in einem Fotoalbum unserer Facebook-Seite veröffentlicht.

Hanfparade 2011 am Bundestag in Berlin

Die ersten Redner haben sich schon gemeldet

Am Samstag, 9. März 2013, ging das erste Anschreiben an etwa 100 potenzielle Redner für den Hanftag und die Hanfparade raus. Wer für ein Ende der Prohibition und des Krieges gegen Drogen ist, wurde hiermit eingeladen respektive aufgerufen, unsere gemeinsamen Forderungen zu unterstützen und eine der folgenden Veranstaltungen für die Legalisierung von Cannabis mit seiner Teilnahme, zum Beispiel als Redner auf dem Hanftag und/oder auf der Hanfparade, zu bereichern. Zudem wurde in dem Schreiben die Möglichkeit eröffnet, seine Erfahrungen, seine Einschätzungen, seine Visionen und/oder seine Forderungen in einem Artikel in der Sonderausgabe des Hanf Journals zur Hanfparade der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Hanfparade 2011 am Bundestag in Berlin Im letzten Jahr verschickten wir das erste Anschreiben wie auch dieses Jahr in der ersten Hälfte des Monats März. Im letzten Jahr waren es seitens der Parteien die Linken und die Piraten, die als erste reagierten und Zusagen übermittelten, dieses Jahr waren es die Grünen. Ja, die Grünen sind in Sachen Drogenpolitik wieder stärker präsent und die Bundestagsfraktion hat hierzu auch eine Broschüre mit dem Titel „Für eine neue Drogenpolitik“ herausgegeben. In der Broschüre ist auf den Seiten 14 und 15 ein Bild der Hanfparade 2012 mit Leitbanner und dem Motto „Freiheit Gesundheit Gerechtigkeit“ zu finden, nur die Bildbeschreibung ist nicht richtig. Dort steht nämlich „Hanfparade in Berlin im November 2012“, wobei jeder aufmerksame Betrachter des Bildes sofort merkt, dass dies nicht stimmen kann, da im November die Bäume in Berlin nicht mehr so grün sind wie auf dem Bild. Ja, die Hanfparade fand wie jedes Jahr im August statt.

Wir haben bisher nicht nur Zusagen für Reden auf dem Hanftag und der Hanfparade erhalten, sondern auch schon die ersten Artikel für die Sonderausgabe des Hanf Journals. Noch gibt es freie Plätze für Reden auf den beiden Demonstrationen für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel sowie freien Raum für Artikel in der Sonderausgabe des Hanf Journals, die Anfang Juli 2013 erscheinen soll. Wer meint, einen Beitrag leisten zu können, hier die Daten für ein würdiges, ehrenamtliches Engagement:

Hanftag am 4. Mai 2013

Global Marihuana March Berlin

Leitmotto: „Meine Freizeit – meine Freihight“

Der Hanftag ist die Berliner Demonstration im Rahmen des Global Marijuana March (GMM). Er findet jährlich am ersten Samstag im Mai statt. Die Teilnehmer fordern dabei die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel.

Wer am Hanftag in Berlin einen Beitrag leisten will, der setze sich bitte in Verbindung mit:

Steffen Geyer, eMail: steffen@usualredant.de

Hinweis: Der Hanftag ist nicht die Hanfparade! Die Hanfparade ist die deutschlandweite Demo im August, während der Hanftag (Global Marihuana March) lokal in vielen Städten im Mai durchgeführt wird! Am 4. Mai 2013 wird es neben Berlin in Frankfurt am Main, Hannover, Köln, München, Stuttgart, Ulm und Wien Demonstrationen im Rahmen des „Global Marihuana March“ stattfinden. Kontaktdaten zu diesen Demonstrationen siehe: Hanftag 2013 in Berlin: erste Infos

Hanfparade am 10. August 2013

Meine Wahl – Hanf legal!

Die nächste Hanfparade wird am 10. August 2013 in Berlin stattfinden. An diesem Samstag wollen wir ab 13 Uhr unter dem Motto „Meine Wahl – Hanf legal!“ für die Legalisierung von Cannabis als Medizin, Rohstoff und Genussmittel demonstrieren.

Seit 1997 findet in Berlin alljährlich im August die Hanfparade statt. Die Hanfparade tritt für die Legalisierung von Cannabis ein. Die Teilnehmer wollen dabei unter anderem die Machenschaften zwischen Prohibitionisten und der Pharmaindustrie aufzeigen. Denn einer der gewichtigsten Gegner einer generellen Legalisierung ist die Pharmaindustrie, die Cannabis in Form von teuren Medikamenten exklusiv selbst vermarkten will. Die den globalen Pharmamarkt „kontrollierende“ handvoll Unternehmen wittert im Medizinalhanf gute Gewinnaussichten. Die Hanfparade wehrt sich gegen die exklusiven Vermarktungsrechte von Cannabis für ein paar gewinnsüchtige Pharmakonzerne. Cannabis soll zum Wohl aller Menschen verfügbar sein und nicht nur den Aktionären der Hersteller von Pharmazeutika nutzen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, ist jeder freiheitsliebender Mensch aufgerufen, an der Hanfparade am 10. August 2013 in Berlin teilzunehmen.

Denen, die für den Bundestag kandidieren, soll gezeigt werden, dass auch nach der Wahl eine Politik nicht hingenommen wird, die Menschen um ihren Arbeitsplatz, ihr Ansehen, ihre Gesundheit und ihre Freiheit beraubt. Die Gebraucher von psychotrop wirkenden Cannabisprodukten wollen sich von doppelmoralischen Gesundheitsaposteln und verlogenen Politikern ihre Selbstbestimmung nicht nehmen lassen und fordern von den Verantwortlichen gerechtes Handeln. Wer auf der Hanfparade einen Beitrag leisten will, der setze sich bitte in Verbindung mit:

Hans Cousto eMail: cousto@drogenkult.net

Siehe hierzu auch: Neue Route: Hanfparade 2013: Hier geht’s lang

Sonderausgabe des Hanf Journals zur Hanfparade

Ende Juni oder Anfang Juli wird die Sonderausgabe des Hanf Journals zur Hanfparade erscheinen. Ein Artikel von Dir (5.000 bis 10.000 Zeichen) wäre eine Bereicherung dieser Sonderausgabe. Einsendeschluss für die Artikel ist Ende Mai respektive aller spätestens Montag, 03. Juni 2013. Bitte Artikel als RTF-, ODT- oder DOC-Datei senden an:

Hans Cousto, eMail: cousto@drogenkult.net

Das Hanf Journal Nr. 148 – Hanfparade Spezial – Juli 2012 ist unter dem folgenden Link aufrufbar: http://bit.ly/13BljfT

Titelblatt des Urteils „Hanfparade 2011 vs. Versammlungsbehörde“

Gericht: Hanfparade – Versammlungsbehörde 1:0

VG 1 K 354.11

EINGEGANGEN 10. JAN 2013

Verkündet am 11. Dezember 2012 Neumann Justizbeschäftigte als Urkundsbeamte der Geschäftsstelle

VERWALTUNGSGERICHT BERLIN
URTEIL

Im Namen des Volkes

In der Verwaltungsstreitsache

des Jakis e. V., c/o Hanfmuseum, vertreten durch den Vorstand, Mühlendamm 5, 10178 Berlin, Klägers, Verfahrensbevollmächtigte: Rechtsanwälte Böhlo & Gerloff, Karl-Marx-Straße 30, 12043 Berlin,

gegen

das Land Berlin, vertreten durch den Polizeipräsidenten in Berlin Stab PPr – Stab 6 -, Platz der Luftbrücke 6, 12096 Berlin, Beklagten,

hat das Verwaltungsgericht Berlin, 1. Kammer, aufgrund der mündlichen Verhandlung vom 11. Dezember 2012 durch

den Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts Dr. Peters, den Richter Dr. Quabeck, den Richter am Verwaltungsgericht Marticke, die ehrenamtliche Richterin Gehrke und den ehrenamtlichen Richter Blase

für Recht erkannt:

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Es wird festgestellt, dass der Bescheid vom 14. Juli 2011 insoweit rechtswidrig war, als darin festgestellt wird, dass die Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ ab dem Eintreffen des Umzuges am Ort der Abschlussveranstaltung keine Versammlung ist.

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

Der Kläger und der Beklagte tragen die Kosten des Verfahrens je zur Hälfte. Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der jeweilige Vollstre­ckungsschuldner kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110% des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht der jeweilige Vollstreckungsgläubiger vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110% des jeweiligen Vollstreckungsbetrages leistet.

Tatbestand

Der Kläger begehrt die Feststellung der Rechtswidrigkeit eines Bescheides, mit dem der Beklagte die Versammlungseigenschaft der geplanten Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ verneint hat.

Am 28. August 2010 meldete der Kläger für den 6. August 2011 eine Veranstaltung zu dem Thema „Hanfparade 2011 – BtMG ade – 40 Jahre sind genug“ als Versammlung beim Beklagten an. Das Veranstaltungskonzept sah als Ziele der Veranstaltung vor, der Stigmatisierung der Hanfpflanze als „Drogenpflanze“ entgegenzuwirken, Hanf als Nutzpflanze zu fördern, Patienten den Zugang zu Cannabis als Medizin zu ermöglichen, das Hanfverbot im Betäubungsmittelgesetz abzuschaffen und den Cannabiskonsum zu legalisieren.

Darüber hinaus war folgender Veranstaltungsrahmen vorgesehen: Die Veranstaltung sollte um 13 Uhr mit politischen Reden und Musik auf dem Alexanderplatz beginnen. Nach etwa einer Stunde sollte ein Umzug mit 18 bis 20 Paradewagen durch die Innenstadt Berlins bis zur Straße des 17. Juni stattfinden, einschließlich Zwischenkundgebungen mit Redebeiträgen im Bereich des Hackeschen Marktes, vor dem Bundesministerium für Gesundheit und vor der Russischen Botschaft. In der Zeit von 16 Uhr bis 22 Uhr war entlang der Straße des 17. Juni eine Abschlussveranstaltung mit noch acht Paradewagen vorgesehen.

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Die Abschlussveranstaltung sollte mehrere Bestandteile haben: Eine Bühne mit Musik und Redebeiträgen, ein „Nutzhanfareal“, ein „Forum für Hanfmedizin“, ein „Kinderland“, ein „Speakers’ Corner“ sowie ein „Hanfmarkt der Möglichkeiten“, der bereits ab 13 Uhr für Besucher zugänglich sein sollte.

Den geplanten „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ umschrieb der Kläger wie folgt: „Das Angebot an Produkten aus, mit und für Hanf ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Die Hanfparade will mit dem Hanfmarkt der Möglichkeiten den Teilnehmern einen Einblick in diese Vielfalt verschaffen. Er soll außerdem dazu dienen, den Teilnehmern die Kontaktaufnahme mit unterschiedlichsten Szeneorganisationen und politischen Parteien zu ermöglichen, bestehende Netzwerke zwischen Aktiven und Besuchern festigen helfen bzw. neue politische Verbindungen ermöglichen. Der Hanfmarkt der Möglichen wird aus rund 100 ‚Marktständen‘ bestehen. Davon werden ein Drittel reine Informationsstände ohne Verkauf sein. Die Veranstalter planen mit ca. 20 Ständen, deren Angebot aus [Hanfprodukten oder hanfhaltigen Produkten] besteht und weiteren 40 Ständen, die ‚szenetypische Produkte‘ (Konsumzubehör, Paraphernalia, etc.) anbieten werden. Der Rest werden spezielle Verkaufsstände sein, die die Versorgung der Teilnehmer mit Nahrung und Getränken sicherstellen. Der Hanfmarkt soll seine ‚Tore‘ bereits vor Eintreffen der Demonstration ab 13 Uhr öffnen, um noch mehr Berlinern und Berlinbesuchern die Beschäftigung mit der Pflanze Hanf zu ermöglichen.“

Aus dem der Anmeldung der „Hanfparade 2011“ beigefügten Lageplan ergab sich, dass die Stände zu beiden Seiten entlang der Straße des 17. Juni aufgestellt werden sollten und die 8 Paradewagen – nach deren Eintreffen gegen 16 Uhr – verteilt zwischen den Ständen stehen sollten (s. Bl. 15 des Verwaltungsvorgangs).

Das „Nutzhanfareal“ war als 9 x 24 Meter großes Zelt geplant, in dem das Hanf Museum Berlin, die European Industrial Hemp Association (EIHA) und Unternehmen der Hanfbranche über innovative Produkte (z.B. Hanftextilien) informieren sollten mit dem Ziel, Ängste vor Cannabis abzubauen. Für das „Forum für Hanfmedizin“ war ein weiteres 9 x 20 Meter großes Zelt vorgesehen, in dem Ärzte und Pharmaunternehmen – unter anderem durch Vorträge zu Themen wie „Legale Cannabispräparate Für und Wider“ – über medizinische Nutzungen von Hanf und den aktuellen Stand der Forschung informieren sollten. Das „Kinderland“ sollte aus einem Spielplatz, einer Malwand und einem 9 x 12 Meter großen Zelt bestehen, uni Kindern die Möglichkeit zu geben, die Hanfpflanze spielerisch – im Umgang mit Hanffarben, Hanfstroh und durch ein Wissensquiz – kennenzulernen. Schließlich sollte den Teilnehmern der Abschlusskundgebung im „Speakers’ Corner“ ein festes Mikrofon zur Meinungskundgabe zur Verfügung gestellt werden.

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Durch Bescheid vom 14. Juli 2011 stellte der Beklagte fest, dass es sich bei der angemeldeten Abschlussveranstaltung auf der Straße des 17. Juni nach ihrem Gesamtgepräge nicht um eine Versammlung i. S. d. § 1 Abs. 1 des Versammlungsgesetzes (VersammlG) handele und die Veranstaltung eine straßen- und straßenverkehrsrechtliche Erlaubnis erfordere. Die Abschlussveranstaltung stelle im Wesentlichen eine Open-Air-Hanfmesse dar, die sich in einen Ausstellungs- und einen Verkaufsteil gliedere. Ein Anspruch, als Versammlung behandelt zu werden, könne daraus trotz punktueller versammlungsimmanenter Elemente nicht abgeleitet werden.

Am 29. Juli 2011 bestätigte der Beklagte die angemeldete Veranstaltung. Hinsichtlich der Abschlussveranstaltung wies der Beklagte darauf hin, dass es sich dabei nur insoweit um eine Versammlung handele, als eine Bühne mit Lautsprecheranlage genutzt werde.

Gegen den Bescheid vom 14. Juli 2011 erhob der Kläger mit Schreiben vom 4. August 2011 Widerspruch mit der Begründung, die geplante Abschlusskundgebung mit dem „Hanfmarkt der Möglichkeiten“, „Nutzhanfareal“, „Forum für Hanfmedizin“ und „Kinderland“ sei als Teil der politischen Demonstration „Hanfparade 2011“ eine Versammlung. über den Widerspruch hat der Beklagte nicht entschieden.

Die Hanfparade 2011 fand am 6. August 2011 statt. Bei der Abschlussveranstaltung wurde lediglich eine Bühne genutzt.

Mit seiner am 21. Oktober 2011 beim Verwaltungsgericht eingegangenen Klage verfolgt der Kläger sein Begehren weiter. Ob eine Versammlung vorliege, richte sich bei gemischten Veranstaltungen nach dem Gesamtgepräge der Veranstaltung, das durch Gegenüberstellung der meinungsbildenden Elemente und der Elemente, die diesem Zweck nicht zugerechnet werden können, zu ermitteln sei. Bereits die getrennte Behandlung der Abschlusskundgebung sei deshalb problematisch. Jedenfalls habe auch die Abschlusskundgebung mit ihren Bestandteilen auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung gezielt. Dies gelte auch für den „Hanfmarkt der Möglichkeiten“, durch den Hersteller und Händler von Hanfprodukten über Möglichkeiten hätten informieren sollen, welchen Restriktionen sie aufgrund der bestehenden Kriminalisierung ausgesetzt seien. Sämtliche Veranstaltungsteile seien – auch aus der maßgeblichen Sicht eines unbefangenen Dritten – auf Information und Präsentation angelegt gewesen mit dem Zweck, den Teilnehmern eine umfassende Wissensbasis zur Bildung ihrer politischen Meinung zu vermitteln. Dies gelte umso mehr, als es sich um die Abschlusskundgebung zu einer klassischen Demonstration gehandelt habe. Dass die Veranstaltung über Sponsoren habe finanziert werden müsse, ändere nichts an der Qualifizierung als Versammlung, da Versammlungen

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zwangsläufig finanziert werden müssten. Auch aus Art. 11 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) und aus Art. 12 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (EU-GR-Charta) folge, dass die Veranstaltung insgesamt, einschließlich der Abschlusskundgebung und seiner Bestandteile, als Versammlung zu qualifizieren sei.

Der Kläger beantragt,

festzustellen, dass der Bescheid vom 14. Juli 2011 rechtswidrig war, soweit darin festgestellt wird, dass die Abschlussveranstaltung auf der Straße des 17. Juni keine Versammlung 1.S.cl. Art. 8 Abs. 1 GG ist.

Der Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Der Beklagte hält den Bescheid vom 14. Juli 2011 für rechtmäßig. Zwar handele es sich bei dem Bühnenprogramm, den Paradewagen und einem Infostand zur Hanfparade um meinungsbildende Elemente. Ebenso spreche der vor der Abschlussveranstaltung durchgeführte Aufzug für eine Versammlung. Nach dem Gesamtgepräge sei die Abschlussveranstaltung jedoch nicht als Versammlung zu qualifizieren. Der „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ sei in erster Linie dazu bestimmt .gewesen, kommerziellen Einzelinteressen zu dienen. Die kommerzielle Ausrichtung sei auch daran erkennbar, dass die Marktteilnehmer nach dem Veranstaltungskonzept Standgebühren hätten bezahlen müssen. Zudem seien die Stände für zahlende Sponsoren vorgesehen und die Eröffnung des Marktes bereits für 13 Uhr, vor Eintreffen des Aufzuges und Beginn des Bühnenprogramms, geplant gewesen. Dasselbe gelte für das „Forum für Hanfmedizin“. Nach dem Veranstaltungskonzept habe es sich dabei um eine „Pharmamesse“ gehandelt, auf der Patienten feilgebotene Pharmaprodukte hätten ausprobieren können. Insgesamt fielen die Elemente ohne meinungsbildenden Bezug stärker ins Gewicht. Dies werde nicht zuletzt daran deutlich, dass für Messe- und Unterhaltungsangebote 1.620 Quadratmeter Fläche und für Informationsangebote zur Einwirkung auf das öffentliche Meinungsbild nur 926 Quadratmeter Fläche geplant gewesen seien. Zudem sei der Bescheid vom 14. Juli 2011, selbst wenn die Abschlussveranstaltung das Gesamtgepräge einer Versammlung aufweise, zumindest insoweit rechtmäßig, als er feststelle, dass die Veranstaltungen „Hanfmarkt der Möglichkeiten“, „Forum für Hanfmedizin“„,Nutzareal“ und „Kinderland“ nicht von Art. 8 des Grundgesetzes (GG) geschützt werden. Denn insoweit fehle der innere Zusammenhang zu einer Versammlung.

Der Kläger hat in der mündlichen Verhandlung erklärt, an seinem Vorbringen, der Bescheid vom 14. Juli 2011 sei bereits wegen falscher Adressierung des Bescheides nur an

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den Versammlungsleiter rechtswidrig, nicht mehr festzuhalten.

Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte dieses Verfahrens sowie den von der Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorgang Bezug genommen.

Entscheidungsgründe

Die zulässige Klage ist in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang begründet.

I.

Die Klage ist als Fortsetzungsfeststellungsklage entsprechend § 113 Abs. 1 Satz 4 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) statthaft. In der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist geklärt, dass § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO in den Fällen der Erledigung eines Verwaltungsaktes vor Klageerhebung – wie hier – entsprechende Anwendung findet (vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Juli 1999— 6 C 7/98 Juris, Rn. 20 m.w.N.). Der Kläger hat auch ein berechtigtes Interesse an der Feststellung der Rechtswidrigkeit entsprechend § 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO. Ein schützenswertes ideelles Interesse an der Feststellung der Rechtswidrigkeit eines erledigten Verwaltungsakts kann sich aus der Art des Eingriffs, insbesondere in grundrechtlich geschützte Bereiche, verbunden mit dem verfassungsrechtlich verbürgten Anspruch auf effektiven Rechtsschutz ergeben (BVerwG, Urteil 29. April 1997 — 1 C 2/95 —, juris, Rn. 21). Der Eingriff in den Schutzbereich der von Art. 8 Abs. 1 GG verbürgten besonders bedeutsamen Versammlungsfreiheit stellt einen tiefgreifenden Grundrechtseingriff dar (BVerwG, Urteil vorn 16. Mai 2007 — 6 C 23/06 —, Juris, Rn. 12). Daran gemessen hat der Kläger ein berechtigtes Interesse an der begehrten Feststellung, weil angesichts des Vorbringens der Beteiligten ein Eingriff in den Schutzbereich der von Art. 8 Abs. 1 GG geschützten Versammlungsfreiheit durch den Bescheid vom 14. Juli 2011 nicht von vornherein ausgeschlossen ist (vgl. BVerwG, Urteil vom 22. August 2007 — 6 C 22/06 —, Juris, Rn. 11). Darüber hinaus hat der Kläger ein Feststellungsinteresse wegen Wiederholungsgefahr (vgl. BVerwG, Urt. v. 28. März 2012 — 6 C 12/11 —, juris, Rn. 15). Denn der Kläger muss befürchten, dass der Beklagte aus den Gründen des Bescheides vom 14. Juli 2011 auch zukünftig Teile der „Hanfparade“, die weiterhin jährlich stattfinden soll, nicht als Versammlung anerkennt.

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Die Fortsetzungsfeststellungsklage ist nicht wegen Bestandskraft des angefochtenen Bescheides unzulässig. Der Kläger hat am 4. August 2011 fristgemäß Widerspruch gegen den Bescheid vom 14. Juli 2011 erhoben.

Die Klage ist auch nicht mit Blick auf § 42 Abs. 2 VwGO unzulässig. Die nach dieser Vorschrift erforderliche Klagebefugnis, die nach allgemeiner Auffassung Sachurteilsvoraussetzung auch der Fortsetzungsfeststellungsklage ist, liegt vor, da der Kläger Adressat des Bescheides vom 14. Juli 2011 ist. Die Adressangabe im Bescheid vom 14. Juli 2011 („Herrn Steffen Geyer, c/o Jakis e.V., Mühlendamm 6, 10178 Berlin, Fax: 40042751“) ist in Übereinstimmung mit dem Vorbringen der Beteiligten in der mündlichen Verhandlung dahingehend auszulegen, dass der Kläger zumindest auch Adressat des Bescheides ist. Dafür spricht bereits, dass der Beklagte die Faxnummer des Klägers zur Übermittlung des Bescheides verwendet hat. Im Übrigen ist für die Bestimmung des Adressaten eines Bescheides i. S. d. § 43 Abs. 1 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) („für den er bestimmt ist“) nicht maßgeblich, wer als Empfänger des Verwaltungsakts bezeichnet worden ist, sondern derjenige, für den nach dem Inhalt der getroffenen Regelungen unmittelbar Rechte oder Pflichten begründet werden (vgl. Kopp/Schenke, VwGO, 18. Auflage 2012, §43, Rn. 10). Dies ist der Kläger als Veranstalter der „Hanfparade 2011“, da der Bescheid vom 14. Juli 2011 ihm gegenüber verbindlich den Umfang seines Versammlungsrechts regelt.

II.

Der Kläger hat einen Anspruch auf die Feststellung, dass der Bescheid vom 14. Juli 2011 insoweit rechtswidrig war, als darin festgestellt wird, dass die Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ ab dem Eintreffen des Umzuges am Ort der Abschlussveranstaltung keine Versammlung ist.

1. Bei der geplanten „Hanfparade 2011“ handelte es sich um eine Versammlung i. S. d. § 1 Abs. 1 VersammlG. Dies gilt auch für die geplante Abschlussveranstaltung. Dagegen handelte es sich nicht um eine Versammlung, soweit der „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ bereits in der Zeit von 13 Uhr bis zum Eintreffen des Umzuges am Ort der Abschlussveranstaltung geöffnet sein sollte.

Die auf §§ 14 Abs. 1, 15 Abs. 1 VersammlG gestützte Feststellung des Beklagten, dass es sich bei der Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ insgesamt nicht um eine Versammlung handele, geht von einer zu engen Auslegung des Versammlungsbegriffs

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aus (vgl. zur Rechtsgrundlage derartiger Bescheide OVG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 2. Mai 2006 — 1 B 4/05 —, juris). Die verfassungsrechtliche Gewährleistung der Versammlungsfreiheit will das ungehinderte Zusammenkommen mit anderen Menschen zum Zweck der gemeinsamen Meinungsbildung und Meinungsäußerung schützen. Eine Versammlung wird dadurch charakterisiert, dass eine Personenmehrheit durch einen gemeinsamen, auf die öffentliche Meinungsbildung gerichteten Zweck inhaltlich verbunden ist (vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Mai 2007 — 6 C 23/06 —, juris, Rn. 15), wobei der Versammlungsbegriff auf Veranstaltungen zu begrenzen ist, die durch eine gemeinschaftliche, auf Kommunikation angelegte Entfaltung mehrerer Personen gekennzeichnet sind (vgl. BVerfG, Beschlüsse vom 12. Juli 2001 —1 BvQ 28/01, 1 BvQ 30/01 —, juris, Rn. 19, und vom 7. März 2011 — 1 BvR 388/05 —, juris, Rn. 32). Der besondere Schutz der Versammlungsfreiheit beruht auf ihrer Bedeutung für den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung in der freiheitlich-demokratischen Ordnung des Grundgesetzes. Es ist deshalb entscheidend, dass die Meinungsbildung und -äußerung gerade mit dem Ziel erfolgt, auf die Öffentlichkeit einzuwirken. Die vom Versammlungsrecht geschützten Veranstaltungen sind aber nicht auf Zusammenkünfte traditioneller Art beschränkt, sondern umfassen vielfältige Formen gemeinsamen Verhaltens bis hin zu nicht verbalen Ausdrucksformen (vgl. BVerfG, Beschluss vom 14. Mai 1985 —1 BvR 233/81, 1 BvR 341/81 juris, Rn. 60). Volksfeste und Vergnügungsveranstaltungen ebenso wie Veranstaltungen, die der bloßen Zurschaustellung eines Lebensgefühls dienen oder die als eine auf Unterhaltung ausgerichtete öffentliche Massenparty gedacht sind, fallen allerdings nicht unter den Versammlungsbegriff. Hingegen erstreckt sich der Schutzbereich der Versammlungsfreiheit auch auf solche Veranstaltungen, die ihre kommunikativen Zwecke unter Einsatz von Musik oder auch Tanz verwirklichen, wenn diese Mittel zur kommunikativen Entfaltung mit dem Ziel eingesetzt werden, auf die öffentliche Meinungsbildung einzuwirken (vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Mai 2007 —6 C 23/06 —, juris, Rn. 15).

Enthält eine Veranstaltung – wie vorliegend die „Hanfparade 2011“ – sowohl Elemente, die auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung gerichtet sind, als auch solche, die diesem Zweck nicht zuzurechnen sind, ist entscheidend, ob diese „gemischte Veranstaltung ihrem Gesamtgepräge nach eine Versammlung ist. Bleiben insoweit Zweifel, so bewirkt der hohe Rang der Versammlungsfreiheit, dass die Veranstaltung wie eine Versammlung behandelt wird (vgl. BVerfG, Beschluss vom 12. Juli 2001 — 1 BvQ 28/01 —, juris, Rn. 29).

Zur Frage, wie die Beurteilung einer solch „gemischten“ Veranstaltung erfolgen muss, hat das Bundesverwaltungsgericht Folgendes ausgeführt (vgl. Urteil vom 16. Mai 2007 — 6 C 23/06 juris, Rn. 17 f.):

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„Die Beurteilung, ob eine ‚gemischte‘ Veranstaltung ihrem Gesamtgepräge nach eine Versammlung darstellt, ist im Wege einer Gesamtschau aller relevanten tatsächlichen Umstände vorzunehmen. Das besondere Gewicht, das die Verfassung der Versammlungsfrei­heit beimisst, gebietet, dass alle wesentlichen Umstände in die Beurteilung einbezogen und ihrer Bedeutung entsprechend gewürdigt werden. Wird dem nicht Rechnung getragen, erweist sich die Beurteilung als rechtsfehlerhaft, weil sie nicht den Vorgaben des Art. 8 Abs. 1 GG entspricht. Die Gesamtschau hat in mehreren Schritten zu erfolgen. Zunächst sind alle diejenigen Modalitäten der geplanten Veranstaltung zu erfassen, die auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung zielen. Zu vernachlässigen sind solche Anliegen und die ihrer Umsetzung dienenden Elemente, bei denen erkennbar ist, dass mit ihnen nicht ernsthaft die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung bezweckt wird, die mithin nur vorgeschoben sind, um den Schutz der Versammlungsfreiheit beanspruchen zu können. Bei der Ausklammerung von an sich auf die Meinungsbildung gerichteten Elementen unter Hinweis auf die mangelnde Ernsthaftigkeit des Anliegens ist mit Blick auf die besondere Bedeutung der Versammlungsfreiheit Zurückhaltung zu üben und ein strenger Maßstab anzulegen. In die Betrachtung einzubeziehen sind nur Elemente der geplanten Veranstaltung, die sich aus Sicht eines durchschnittlichen Betrachters als auf die Teilhabe an der Meinungsbildung gerichtet darstellen. Abzustellen ist in erster Linie auf einen Außenstehenden, der sich zum Zeitpunkt der Veranstaltung an ihrem Ort befindet. Auf diesen Betrachter kommt es deshalb in erster Linie an, weil eine Versammlung vorrangig durch ihre Präsenz an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit auf die öffentliche Meinung einwirken will. Entgegen der Auffassung des Oberverwaltungsgerichts ist aber die Betrachtung nicht auf solche Umstände beschränkt. Es können auch Umstände von Bedeutung sein, die nicht von einem Außenstehenden ‚vor Ort‘ wahrgenommen werden können. So liegt es etwa, wenn im Rahmen von den Veranstaltern zurechenbaren öffentlichen Äußerungen im Vorfeld der Veranstaltung zum Ausdruck gebracht wird, dass mit der Veranstaltung auf die öffentliche Meinungsbildung eingewirkt werden soll, diesen Äußerungen die Ernsthaftigkeit nicht abgesprochen werden kann und sie von einem durchschnittlichen Betrachter wahrgenommen werden können. Solche Äußerungen sind jedenfalls dann von Relevanz, wenn bei der geplanten Veranstaltung selbst Elemente der Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung für einen Außenstehenden erkennbar gewesen wären. in diesem Fall erweisen sich die Äußerungen im Vorfeld als gewichtiges Indiz dafür, dass die geplante Veranstaltung mit Ernsthaftigkeit auch auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung gerichtet gewesen wäre. Im Anschluss an die Erfassung der zu berücksichtigenden Gesichtspunkte sind diese ihrer Bedeutung entsprechend zu würdigen und in ihrer Gesamtheit zu gewichten.

Daran schließt sich der zweite Schritt der Gesamtschau an, bei dem die nicht auf die Meinungsbildung zielenden Modalitäten der Veranstaltung, wie etwa Tanz, Musik und Unterhaltung, zu würdigen und insgesamt zu gewichten sind.

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Schließlich sind – in einem dritten Schritt – die auf den ersten beiden Stufen festgestellten Gewichte der die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung betreffenden Elemente einerseits und der von diesen zu unterscheidenden Elemente andererseits zueinander in Beziehung zu setzen und aus der Sicht eines durchschnittlichen Betrachters zu vergleichen. überwiegt das Gewicht der zuerst genannten Elemente, ist die Veranstaltung ihrem Gesamtgepräge nach eine Versammlung. Im umgekehrten Fall genießt die Veranstaltung nicht den Schutz des Versammlungsrechts. Ist ein Übergewicht des einen oder des anderen Bereichs nicht zweifelsfrei festzustellen, ist die Veranstaltung wie eine Versammlung zu behandeln.“

2. Gegenstand der somit erforderlichen Würdigung der einerseits auf öffentliche Mei­nungsbildung gerichteten und andererseits nicht darauf gerichteten Elemente ist vorliegend auf der einen Seite die Auftaktveranstaltung am Alexanderplatz, der Umzug durch die Innenstadt Berlins und die sich daran anschließende Abschlussveranstaltung und auf der anderen Seite der „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ in der Zeit ab der geplanten Eröffnung des Marktes um 13 Uhr bis zum Eintreffen des Umzuges gegen 16 Uhr. Insoweit ist eine getrennte Beurteilung erforderlich, weil es an einem notwendigen unmittelbaren Zusammenhang zwischen diesen beiden Veranstaltungsteilen – wäre die Abschlussveranstaltung wie geplant durchgeführt worden – gefehlt hätte.

Für die räumlich-zeitliche Abgrenzung einer Versammlung ist entscheidend, ob die einzelnen Aktionen in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen; eine enge zeitliche Begrenzung ist dabei allerdings ebenso wenig Wesensmerkmal der Versammlung wie eine enge räumliche Begrenzung (Dietel/Gintzel/Kniesel, Versammlungsgesetz, 16. Aufl. 20111 § 1, Rn. 211). Daran gemessen waren die Auftaktveranstaltung am Alexanderplatz, der Umzug durch die Innenstadt Berlins und die sich daran anschließende Abschlussveranstaltung unmittelbar verbunden. Dieser Veranstaltungsteil begann und endete jeweils mit einer Rede des Versammlungsleiters und stand unter dem einheitlichen Motto „40 Jahre sind genug – BtMG ade“. Die Paradewagen sollten nach ihrem Eintreffen am Ort der Abschlussveranstaltung teilweise in die Abschlussveranstaltung integriert werden. In personeller Hinsicht wäre Kontinuität jedenfalls durch die ständig am „sich bewegenden“ Veranstaltungsort anwesenden Initiatoren gewahrt gewesen.

Zu diesem Geschehen hätte der geplante „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ in der Zeit von 13 bis 16 Uhr nicht in einem unmittelbaren Zusammenhang gestanden. In diesem Zeitraum wäre der „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ von der übrigen Veranstaltung räumlich vollständig getrennt gewesen. Eine personelle Überschneidung hätte es bis zum Eintreffen des Umzuges ebenfalls nicht gegeben. Es liegen auch keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür vor, dass für einen Außenstehenden, der den „Hanfmarkt der Möglichkeiten“

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in der Zeit zwischen 13 und 16 Uhr besucht hätte, die behauptete inhaltliche Verbindung zwischen den parallel geplanten Veranstaltungsteilen erkennbar gewesen wäre. Dem Flyer der „Hanfparade 2011“ lässt sich eine solche Verbindung nicht entnehmen. Darin wird als Ausgangspunkt allein die Auftaktveranstaltung am Alexanderplatz beschrieben, indem es dort heißt (vgl. Al. 20 des Verwaltungsvorgangs): „Berlin, 6. August 2011, Start 13 Uhr Alexanderplatz, […] Umzug mit vielen Paradewagen, ab 16 Uhr Kundgebung am Brandenburger Tor mit Forum für Hanfmedizin, Nutzhanfareal und Hanfmarkt“. Im Übrigen wird der in der Zeit von 13 bis 16 Uhr fehlende unmittelbare Bezug des „Hanfmarktes der Möglichkeiten“ zu den übrigen Veranstaltungsteilen auch daran deutlich, dass das „Forum für Hanfmedizin“ und das „Nutzhanfareal“, die mit ihrem rein informierenden Angebot noch am ehesten eine Verbindung zu der sich am Alexanderplatz in Bewegung setzenden Veranstaltung hätten herstellen können, erst ab 16 Uhr zugänglich gewesen wären.

3. Bei der somit getrennt – zunächst hinsichtlich der im Flyer beschriebenen Veranstaltungsteile (Auftakt am Alexanderplatz, Parade, Abschlussveranstaltung ab 16 Uhr) – vorzunehmenden Erfassung derjenigen Modalitäten, die auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung zielen, sind insbesondere die Themen der Gesamtveranstaltung: Entstigmatisierung der Hanfpflanze als Drogenpflanze, Förderung von Hanf als Nutzpflanze, Zugang von Patienten zu Cannabismedizin, Abschaffung des Hanfverbots. im Betäubungsmittelgesetz und Legalisierung des Cannabiskonsums, zu berücksichtigen. Diese Forderungen waren auf die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung und -kundgabe gerichtet. Sie waren auf den Paradewagen, auf den bei der Parade mitgeführten Plakaten und auf T-Shirts der Veranstaltungsteilnehmer zu sehen (vgl. die Fotodokumentation auf. der Internetseite https://www.hanfparade.de/archiv/2011/#fotos — Stand: 11. Dezember 2012) und wurden in Redebeiträgen artikuliert. Darüber hinaus sprechen im vorliegenden Fall auch solche Umstände für das Vorliegen einer Versammlung, die nicht von einem Außenstehenden „vor Ort“ wahrgenommen werden konnten, wie die Ausführungen im Internetauftritt des Klägers im Vorfeld der „Hanfparade 2011“ (vgl. zur Berücksichtigungs­fähigkeit solcher Umstände BVerwG, Urteil vom 16. Mai 2007 — 6 C 23/06 —, juris, Rn. 17). Auch diese Ausführungen zeigen, dass die Veranstaltung auf die Beeinflussung der öffentlichen Meinung gerichtet war. Dort heißt es (vgl. Bl. 20 des Verwaltungsvor­gangs):

„Das Betäubungsmittelgesetz hat seit seiner Einführung im Dezember 1 971 millionenfaches Leid verursacht. Allein im Jahr 2009 gab es in Deutschland mehr als 134.000 Verfahren gegen Cannabisnutzer. In knapp 80 Prozent der Fälle ging es dabei nur um Konsumentendelikte. Mehr als 18.000 Menschen sind derzeit wegen des risikoarmen Genussmittels Cannabis im Gefängnis. Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben! Wir fordern: Weg mit

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dem BtMG! Denn das Cannabisverbot verursacht längst mehr Elend, als es ein legaler Hanfmarkt je könnte. […] Hilf uns, Cannabis zu legalisieren!“

Mit diesen auf öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elementen hätten Stände und Foren der Abschlussveranstaltung mit einem reinen Informationsangebot in einem inneren Zusammenhang gestanden. Denn das Informationsangebot zur Hanfpflanze und ihren legalen Verwendungsmöglichkeiten hätte dazu gedient, das politische Motto der Veranstaltung zu vermitteln und bei den Außenstehenden den angestrebten Vorgang der Meinungsbildung und -äußerung in Gruppenform einzuleiten und zu fördern (vgl. BVerwG, Urteil vom 22. August 2007 — 6 C 22/06 —, juris, Rn. 20). Die reinen Informationsstände gehören daher entgegen der Auffassung des Beklagten zu den auf öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elementen (vgl. VG Berlin, Beschluss vom 11. Mai 2011 —1 L 148/11 juris, Rn. 12).

Ebenfalls in einem inneren Zusammenhang mit dem Zweck der gemeinsamen Meinungsbildung und -äußerung hätten Verkaufsstände auf der Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ gestanden, an denen Trinkwasser zum Selbstkostenpreis angeboten worden wäre. Zwar gehört das Aufstellen von Imbiss- und Verkaufsständen in der Regel nicht zu den durch Art. 8 Abs. 1 GG geschützten Tätigkeiten (vgl. VG Berlin, Beschluss vorn 9. August 2012 — VG 1 L 188/12 —, juris, Rn. 5; VGH Mannheim, Beschluss vom 16. Dezember 1993 — 1 S 1957/93 —, NVwZ-RR 1994, 370). Wird jedoch ausschließlich Trinkwasser zum Selbstkostenpreis verkauft, erscheint es ausgeschlossen, dass damit andere Zwecke verfolgt werden, als die Teilnahme an der Veranstaltung zum Zwecke der Meinungsbildung und -kundgabe physisch zu gewährleisten. Insoweit ist die Annahme des erforderlichen inneren Zusammenhangs mit der Versammlung ausnahmsweise gerechtfertigt. Dies gilt im vorliegenden Fall jedenfalls deshalb, weil – nach dem insoweit glaubhaften Vorbringen des Veranstaltungsleiters in der mündlichen Verhandlung – die Selbstversorgung durch mitgebrachte Getränke auf Veranstaltungen wie der „Hanfparade 2011“ regelmäßig durch polizeiliche Kontrollen, die sich gegen Flaschen als mögliche Wurfgeschosse richten, erschwert wird. Die Veranstaltungsteilnehmer auf Eigenversorgung zu verweisen (vgl. VG Berlin, Beschluss vom 9. August 2012— VG 1 L 188/12 —, juris, Rn. 5), ist insoweit nicht ohne Weiteres möglich.

Zu den im zweiten Schritt zu erfassenden, nicht auf die öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elementen der „Hanfparade 2011“ gehören die nach dem Veranstaltungskonzept auf den Bühnen vorgesehen Musikdarbietungen, da keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass diese thematisch auf das Veranstaltungsmotto Bezug nehmen (vgl. das vorläufige Bühnenprogramm, Bl. 13 des Verwaltungsvorgangs). Ebenso zu den nicht auf

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öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elementen zählen die Verkaufsstände des „Hanfmarktes der Möglichkeiten“. Auch den Verkaufsständen fehlt – soweit nicht Trinkwasser zum Selbstkostenpreis verkauft werden sollte (siehe oben) – der notwendige innere Zusammenhang zu dem durch Art. 8 Abs. 1 GG garantierten Grundrecht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Art. 8 GG soll das ungehinderte Zusammenkommen mit anderen Personen zum Zweck der gemeinsamen Meinungsbildung und Meinungsäußerung – kollektive Aussage – schützen (vgl. auch BVerfG, Beschluss vom 14. Mai 1985, NJW 1985, S. 2395 [2396]). Die Imbiss- und sonstigen Verkaufsstände, die der Kläger anlässlich der „Hanfparade 2011“ am Ort der Abschlussveranstaltung aufstellen lassen wollte, dienen nicht unmittelbar diesem Zweck. Dies gilt auch, soweit an ihnen Hanfprodukte oder Produkte mit Bezug zur Hanfpflanze (z.B. Konsumzubehör) verkauft werden sollten. Denn nach dem Veranstaltungskonzept sollten diese Stände Herstellern und Händlern die Möglichkeit geben, „sich im Rahmen einer Open-Air-Hanfmesse zu präsentieren“ (vgl. BI. 39 des Verwaltungsvorgangs). Eine solche „Präsentation“ von Waren ist einseitig als Verkaufsangebot angelegt und verfolgt daher nicht den Zweck, auf die kollektive Meinungsbildung und -äußerung Einfluss zu nehmen. Auch die im Veranstaltungskonzept vorgesehenen Verzehrstände weisen den erforderlichen inneren Zusammenhang zum Versammlungszweck nicht auf. Sie sind für die Durchführung der Veranstaltung nicht zwingend notwendig. Den Veranstaltungsteilnehmern steht es frei, eigene Verpflegung von Anfang an mitzuführen (vgl. VG Berlin, Beschluss vom 9. August 2012 —VG 1 L 188/12—, juris, Rn. 5; OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 10. August 2012— OVG 1 S 111/12—, unveröffentlicht, S.3). Die Eigenverpflegung mit Essen (z.B. mit Broten) wird auch nicht 7 anders als die Selbstversorgung mit Trinkwasser durch mitgeführte Flaschen (siehe oben) – durch mögliche polizeiliche Kontrollen beeinträchtigt.

Die im Veranstaltungskonzept als Überdachung vorgesehenen drei Zelte für das „Nutzhanfareal“, das „Forum für Hanfmedizin“ und das „Kinderland“ mit einer Größe zwischen 9 x 24 Metern und 9 x 12 Metern gehören ebenfalls nicht zu den auf öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elementen. Sie dienen lediglich dem bei Versammlungen unter freiem Himmel grundsätzlich nicht vom Versammlungszweck abgedeckten Schutz der Teilnehmer vor witterungsbedingten Einflüssen (vgl. OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 16. August 2012 — OVG 1 S 108/12 —, juris, Rn. 9). Dies gilt auch vor dem Hintergrund des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 22. Juni 2007 (6 C 22/06, juris), wonach eine Veranstaltung, die auch informative Elemente enthält, eine Versammlung darstellt, wenn sie nach der Konzeption einen Rahmen bieten soll, in den Außenstehende zum Zwecke der kollektiven Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung einbezogen

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werden sollen (siehe oben). Der Gestaltungsspielraum des Veranstalters einer Versammlung unter freiem Himmel geht nicht so weit, dass das Grundrecht aus Art. 8 GG allgemein eine Überdachung der Versammlungsfläche umfassen würde (Vgl. VG Berlin, Beschluss vom 25. August 2011 — 1 L 282/11 —, juris, Rn. 10). Auch aus den vom Kläger zitierten Entscheidungen (OVG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 14. November 2012 — 3 M 743/12; VG Halle, Beschluss vom 11. November 2012 —3 B 852/12 HAL) ergibt sich nichts Gegenteiliges. Der in diesen Entscheidungen angenommene funktionale Zusammenhang der Zelte mit dem Versammlungsanliegen ist im vorliegenden Fall nicht ersichtlich. Eine andere Beurteilung ergibt sich allenfalls für das Zelt des „Forums für Hanfmedizin“. Sofern es – wovon nach dem Beteiligtenvorbringen in der mündlichen Verhandlung auszugehen ist – zutrifft, dass der Beklagte dieses Zelt selbst für notwendig erachtet hat, um einen aus medizinischen Gründen legalen öffentlichen Konsum von Cannabis unter freiem Himmel zu unterbinden, bestehen aus Sicht der Kammer keine Bedenken gegen eine Zulassung durch den Beklagten aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

Das „Kinderland“ stellt auch im Übrigen kein auf öffentliche Meinungsbildung gerichtetes Element der „Hanfparade 2011“ dar. Nach den Angaben des Klägers sollten die kleinsten Paradebesucher im „Kinderland“ Zuflucht vor der. Hektik der Abschlusskundgebung suchen. Als Ort der Abschirmung sollte es damit gerade nicht Bestandteil der kollektiven Meinungsbildung und -äußerung sein (vgl. auch VG Berlin, Beschluss vom 28. August 1998 — 1 A 383/98 —, unveröffentlicht, S. 3).

Eine andere Beurteilung der so erfassten, nicht auf öffentliche Meinungsbildung gerichteten Elemente der Veranstaltung ergibt sich darüber hinaus nicht aus Art. 11 EMRK bzw. aus Art. 12 EU-GR-Charta. Die Gewährleistungen der EMRK in der Auslegung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) beeinflussen die Auslegung der Grundrechte und sind bei der Auslegung des innerstaatlichen Rechts von den Fachgerichten zu berücksichtigen (vgl. BVerfG, Urteil vom 14. Oktober 2004 2 BvR 1481/04 — juris, Rn. 30). Es ist aber nicht erkennbar, dass aus der Rechtsprechung des EGMR ein Gebot folgt, Verzehrstände, Zelte und Schutzorte für Kinder allgemein als Versammlungsbestandteile anzusehen. Die EU-GR-Charta gilt darüber hinaus gemäß ihrem Art. 51 Abs. 1 Satz 1 ausschließlich bei der Durchführung des Rechts der Union. Mit der Klage wird jedoch weder dargelegt, inwieweit vorliegend der Anwendungsbereich der Verträge eröffnet sein soll, noch dass hier die Durchführung des Rechts der Union in Rede steht.

Die im dritten Schritt vorzunehmende Gesamtschau führt zu einem Überwiegen der auf Meinungskundgabe und -äußerung gerichteten Elemente. Prägend für die „Hanfparade

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2011“, einschließlich der Abschlussveranstaltung, war die kollektive Meinungsbildung und -äußerung, insbesondere durch die Parade, Paradewagen, Redebeiträge und Informationsangebote. Die Zelte auf der Abschlussveranstaltung wären von Außenstehenden nicht als versammlungsfremd wahrgenommen worden. Auch die Verkaufsstände wären nicht derart bestimmend gewesen, dass die Annahme eines Überwiegens der versammlungsfremden Elemente gerechtfertigt ist. Sie wären zwischen die veranstaltungsprägenden Paradewagen und Informationsangebote platziert worden und hätten – da ausschließlich hanfbezogene Produkte verkauft werden sollten – zumindest einen thematischen Bezug zum Versammlungsanliegen erkennen lassen. Die Forderung nach einer Legalisierung von Cannabis, wie sie insbesondere auf den Bühnen und Paradewagen und an den Informationsständen artikuliert werden sollte, wäre als dominierend angesehen worden und die Musik- und Unterhaltungsanteile lediglich als Mittel zum Zweck, den inhaltlichen Forderungen Gehör zu verschaffen. Dieses Ergebnis der Gesamtschau hat grundsätzlich auch der Beklagte anerkannt, indem er wesentliche Teile der „Hanfparade 2011“ als Versammlung behandelt hat. Zu dem Ergebnis, die Abschlussveranstaltung nicht als Versammlung anzusehen, konnte der Beklagte nur deshalb kommen, weil er die Abschlussveranstaltung unzulässig vollständig (nicht nur hinsichtlich des „Hanfmarktes der Möglichkeiten“ in der Zeit zwischen 13 und 16 Uhr) getrennt, mit einem entsprechend stärkeren Gewicht der aus seiner Sicht versammlungsfremden Informationsangebote, gewürdigt hat. Nach alledem ist die „Hanfparade 2011“, einschließlich der Abschlussveranstaltung ab Eintreffen des Umzuges, als Versammlung anzusehen.

4. Dagegen wäre der „Hanfmarkt der Möglichkeiten“ in der Zeit von 13 Uhr bis zum Eintreffen des Umzuges keine Versammlung gewesen. Insoweit treten versammlungsrechtliche Elemente hinter den reinen Informationsanliegen so stark zurück, dass das Gesamtgepräge nicht als Versammlung gewertet werden kann. Als versammlungsrechtliche Elemente des „Hanfmarktes der Möglichkeiten“ kommen nur die im Veranstaltungskonzept beschriebenen, etwa 33 Informationsstände in Betracht. Deren Zahl unterschreitet die der übrigen (Verkaufs-)Stände erheblich. Zudem vermögen Informationsstände für sich genommen die Versammlungseigenschaft nicht begründen. Informationsangebote können lediglich Bestandteil einer aus anderen Gründen zu bejahenden Versammlung sein, die hier nicht vorliegen (vgl. BVerwG, Urteil vom 22. August 2007 — 6 C 22/06 —juris, Rn. 15).

5. Die Kostenentscheidung beruht auf § 155 Abs. 1 VwGO, die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit auf § 167 VwGO i.V.m. §§ 708 Nr. 11,711 der Zivilprozessordnung (ZPO).

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Anlass für eine Zulassung der Berufung bestand nicht, weil keiner der in § 124a Abs. 1 S. 1, § 124 Abs. 2 Nr. 3 und Nr. 4 VwGO genannten Gründe vorliegt.

Rechtsmittelbelehrung

Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung zu, wenn sie von dem Oberverwaltungsgericht zugelassen wird.

Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils schriftlich oder in elektronischer Form (Verordnung über den elektronischen Rechtsverkehr mit der Justiz im Lande Berlin vom 27. Dezember 2006, GVBI. S. 1183, in der Fassung der Zweiten Änderungsverordnung vom 9. Dezember 2009, GVBI. S.881) zu beantragen. Der Antrag ist bei dem Verwaltungsgericht Berlin, Kirchstraße 7,10557 Berlin zu stellen. Er muss das angefochtene Urteil bezeichnen.

Innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des Urteils sind die Gründe schriftlich oder in elektronischer Form darzulegen, aus denen die Berufung zuzulassen ist. Die Begründung ist, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, Hardenbergstraße 31, 10623 Berlin, einzureichen.

Vor dem Oberverwaltungsgericht müssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollmächtigte vertreten lassen. Dies gilt auch für den Antrag auf Zulassung der Berufung. Als Bevollmächtigte sind Rechtsanwälte und Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europäischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz mit Befähigung zum Richteramt zugelassen. Darüber hinaus können auch die in § 67 Abs. 2 Satz 2 Nr. 3 bis 7 der Verwaltungsgerichtsordnung bezeichneten Personen und Organisationen auftreten. Ein als Bevollmächtigter zugelassener Beteiligter kann sich selbst vertreten. Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts einschließlich der von ihnen zur Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschlüsse können sich durch Beschäftigte mit Befähigung zum Richteramt vertreten lassen; das Beschäftigungsverhältnis kann auch zu einer anderen Behörde, juristischen Person des öffentlichen Rechts oder einem der genannten Zusammenschlüsse bestehen. Richter dürfen nicht vor dem Gericht, ehrenamtliche Richter nicht vor einem Spruchkörper auftreten, dem sie angehören.

Dr. Peters Dr. Quabeck RiVG Marticke – ist infolge Ausscheidens aus der Kammer zum Jahreswechsel gehindert zu unterschreiben Dr. Peters

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BESCHLUSS

Der Wert des Streitgegenstandes wird gemäß §§ 39 ff., 52 f. des Gerichtskostengesetzes auf

5.000,00 Euro

festgesetzt. Rechtsmittelbelehrung

Gegen diese Entscheidung ist die Beschwerde an das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg zulässig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,00 Euro übersteigt. Die Beschwerde ist bei dem Verwaltungsgericht Berlin, Kirchstraße 7, 10557 Berlin, schriftlich oder in elektronischer Form (Verordnung über den elektronischen Rechtsverkehr mit der Justiz im Lande Berlin vom 27. Dezember 2006, GVBl. S. 1183, in der Fassung der Zweiten Änderungsverordnung vom 9. Dezember 2009, GVBl. S. 881) oder zu Protokoll der Geschäftsstelle einzulegen. Sie ist innerhalb von sechs Monaten einzulegen, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat. Der Vertretung durch einen Prozessbevollmächtigten bedarf es nicht.

Routenskizze der Hanfparade 2013 in Berlin

Hanfparade 2013: Hier geht’s lang

In den vergangenen Jahren zog die Hanfparade stets vom Alexanderplatz zum Brandenburger Tor quer durch den alten Bezirk Berlin-Mitte. Die Route führte durch ein Gebiet, dass einst zu Ostberlin (Hauptstadt der DDR) gehörte. Dieses Jahr wird die Hanfparade am 10. August 2013 wieder den Teil Berlins beehren, der zum westlichen Bereich der geteilten Stadt gehörte. Der alte Bezirk Berlin-Charlottenburg war einst das Zentrum von Westberlin und der Bahnhof Zoo war der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im Westteil der Stadt.

Der Bahnhof Zoo war jedoch nicht nur ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein sozialer Brennpunkt. In den 1970er und 1980er Jahren war der Bahnhof ein Treffpunkt der Drogen- und Stricherszene. Das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, das von Kai Hermann und Horst Rieck anhand von Tonbandprotokollen von Christiane F. niedergeschrieben wurde, thematisiert den Alltag in der Drogenszene aus der Sicht einer Betroffenen. Durch diese Veröffentlichung erlangte der Bahnhof bundesweite Bekanntheit. Diese Vorgänge am Bahnhof beendete die Berliner Verwaltung Ende der 1980er Jahre durch rigorose Polizeieinsätze. Trotzdem ist der Bahnhof Zoologischer Garten weiterhin ein Treffpunkt für viele Obdachlose, Stricher und Junkies, besonders an den Brücken der Eisenbahngleise. Der Bahnhof Zoo ist gekennzeichnet durch eine verfehlte Sozial- und Drogenpolitik. Deshalb wird die Hanfparade 2013 an diesem Ort starten.

Die Auftaktkundgebung wird um 13 Uhr vor dem Bahnhof Zoo beim Hardenbergplatz stattfinden. Wie kein anderer steht dieser Ort für die gescheiterte Drogenpolitik der letzten vier Jahrzente. Das Vorurteil von der Einstiegsdroge Cannabis, die zu einer im Elend endenden Drogenkarriere führt, soll hier mit fundierten Reden bekannter Experten widerlegt werden.

Routenskizze der Hanfparade 2013 in Berlin

Der Umzug mit Paradewagen wird dann über den Breitscheidplatz an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vorbei über den Kurfürstendamm, der Tauentzienstraße zum Wittenbergplatz führen, um durch den Ortsteil Schöneberg via Kleiststraße und „An der Urania“ vorbei in den Ortsteil Tiergarten zu gelangen. Dort geht es durch die Schillstraße über den Lützowplatz in die Klingelhöferstraße zur Bundeszentrale der CDU, dem Konrad Adenauer Haus. Die dort gegen 14:45 Uhr stattfindende erste Zwischenkundgebung wird die wenige Wochen später stattfindende Bundestagswahl thematisieren. Hanffreunde und -freundinnen haben eine Entscheidung zu treffen und sollten ihr Recht nutzen, den Prohibitionsparteien eine klare Absage zu erteilen.

Danach wird die Demonstration durch die Von-der-Heydt-Straße via Reichpietschufer, Potsdamer Straße, Potsdamer Platz und Leipziger Straße zum ehemaligen Preußischen Herrenhaus, dem Sitz des Bundesrates ziehen. Hier wird mit der zweiten Zwischenkundgebung gegen 15:45 Uhr darauf aufmerksam gemacht, dass auch die Länderkammer Verantwortung für das Andauern des Verbots der alten Kulturpflanze Hanf trägt.

Im Anschluss wird die Hanfparade via Leipziger Straße, Friedrichstraße und „Unter den Linden“ bis zur Ecke Schadowstraße ziehen. Über die Schadow-, Dorotheen- und Ebertstraße wird die Hanfparade 2013 die Teilnehmer am Reichstag (Sitz des Bundestages) und dem Brandenburger Tor vorbei zur Straße des 17. Juni führen. Dort wird von 17 bis 22 Uhr die große Abschlusskundgebung mit Livemusik und Reden, sowie Informationen und Mitmachangeboten rund um Hanf, lat. Cannabis stattfinden.

Foto von 4 Hanfparade-Tshirts präsentiert von Mitgliedern des Orga-Teams

Wir haben einen Hanfparade-Webshop

Hanfparade T-Shirts jetzt bei Spreadshirt – Gerichtskosten-Solishirt im DHV-Shop!

Foto von 4 Hanfparade-Tshirts präsentiert von Mitgliedern des Orga-TeamsHallo Freunde der Hanfparade. Seit kurzem könnt ihr tolle Hanfparade-Accessoires bestellen, wie T-Shirts der vergangenen Hanfparaden, Taschen und Buttons. Es gibt auch Tank-Tops für Girls. Viel Spaß beim Durchstöbern und wir hoffen euch gefällt etwas davon!

Die Liste der dort zurzeit verfügbaren Motive ist schon recht groß und wird noch weiter ergänzt werden, bis alle von uns bisher verwendeten Logos und Motto-Motive hochgeladen sind. Besonders an das Herz legen möchten wir euch natürlich die BIO-Versionen aus 100% ökologischer Herstellung.

Das exklusive Hanfparade 2011 Soli-T-Shirt zur Stützung der Gerichtskosten für das Verfahren „Hanfparade vs. Berliner Versammlungsbehörde“ (siehe auch vorletztes Newsthema) gibt es im Shop des Deutschen Hanf Verbands. Natürlich habt ihr auch die Möglichkeit, zu spenden ohne etwas zu kaufen.

Marion auf der Cultiva

Tue Gutes und…

Mann… bin ich gerade angepisst! Und dabei wollt ich doch eigentlich etwas Gutes tun. Aber ich fange wohl besser am Anfang an.

Die letzten Wochen waren hanfparademäßig kein Urlaub. Seit Oktober suchen wir Unternehmen, die im Tausch gegen Werbung und ein gutes Gewissen Geld für die Durchführung von Deutschlands größtem Legalizeevent zur Verfügung stellen. Auf dem Papier klingt das wie eine lösbare Aufgabe – in der echten Welt ist jedes „Klar, mach ich“ aber mit dutzenden „Hä? Nie gehört.“ und „Uns geht’s grad so schlecht“ erkauft.

Marion auf der Cultiva

Ich war auf „Fördererjagd“ sowohl in Wien als auch in Prag und habe mir für die Hanfparade Messebeine in den Bauch gestanden. 🙂 Zurück in Berlin standen gefühlte 20 Stunden am Telefon und hmpfzig Emails an Interessierte auf dem Stundenplan.

„Nebenbei“ stritten wir im Team um das richtige Postermotiv. Das sollte nämlich noch vor Weihnachten unter die Leute.
Und weil ich grad so richtig warmtelefoniert war, durfte ich mich nun mit deutschen Head- und Growshops beschäftigen.

Über 120 Shops haben wir am Ende angerufen, um Telefonnummern und Adressen abzugleichen und so den vorweihnachtlichen Versand von 20.000 Flyern vorzubereiten.

Marion auf der Cultiva

Während der Rest der Republik in die Festtage taumelte, saßen wir im Keller des Hanf Museums und haben Promobriefe gepackt. Neben den Flyern befand sich in jedem der 128 Briefe ein, wie ich finde gelungenes, Schreiben, in dem wir darum baten, die Bewerbung der Hanfparade zu unterstützen. Wenigstens das Porto sollte man uns als Ausgleich für vier Monate ehrenamtliches Engagement erstatten.

Und nun ratet mal – von mehr als 120 Läden, die mit „uns“ ihr täglich Brot erwirtschaften. Wie viele sind bereit 1,45 Euro zu bezahlen, damit wir ihnen mehr kostenlose Poster und Flyer senden können? … Einer!

Ich hatte wirklich erwartet, dass euch unser Einsatz für die Legalisierung etwas wert ist.

Marion

P.S. Die Hälfte der Fördererplätze sind inzwischen vergeben. Wer noch mit mir telefonieren will, sollte sich also beeilen. 😉

Update: Es haben jetzt insgesamt drei Personen die Versandkosten überwiesen, sowie eine kleine Spende.

P.P.S. Unsere Kontonummer findet sich auf der Geld-Spenden Webseite.

Wasserhahn auf der Hanfparade 2011

Sieg für die Versammlungsfreiheit ?!

Das Berliner Verwaltungsgericht gibt den Veranstaltern der Hanfparade in einer gestern gefällten Entscheidung Recht und erklärte das Verhalten der Versammlungsbehörde im Jahre 2011 für rechtswidrig. Die in weiten Teilen als „kommerzielle Veranstaltung“ verbotene Abschlusskundgebung von Deutschlands größter Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel war spätestens mit Eintreffen des Umzugs am Brandenburger Tor eine vom Grundgesetz geschützte Versammlung.

Für erfahrene Hanfparadebesucher war es wie ein Schock, als die Polizei vor knapp eineinhalb Jahren die Paradewagen kurz vor Erreichen der Abschlusskundgebung aus dem Demonstrationszug heraus zwang. Nur wenige Momente später folgte beim Anblick des bis auf die Bühne leeren Kundgebungsortes ein zweiter.
Die mit viel ehrenamtlichem Aufwand über Monate organisierten Versammlungsteile Kinderland, Nutzhanfareal, Forum für Hanfmedizin, Markt der Möglichkeiten und Speakers Corner waren verboten worden. Der traditionelle Höhepunkt der Hanfparade ein trauriger Schatten seiner selbst.

Wasserhahn auf der Hanfparade 2011

Bis in die Morgenstunden des Hanfparade-Tages hatten die Veranstalter sich damals gegen den auf ein Versammlungsverbot hinauslaufenden Bescheid der Versammlungsbehörde gewehrt. Diese blockierte jegliche Kommunikationsversuche und verließ sich auf die Macht des Faktischen. Mit tatkräftiger Unterstützung zweier Hundertschaften der Berliner Polizei wurde der nunmehr vom Verwaltungsgericht als rechtswidrig verworfene Bescheid durchgesetzt.

Dabei litten die auf der Hanfparade eingesetzten Beamtinnen selbst unter der Regulierungswut ihrer Kollegen. So standen für rund 3000 Teilnehmer und ihre uniformierten Begleiter lediglich zwei Toiletten zur Verfügung. Auch in der bei mehr als 30 Grad im Schatten scheinbar stetig wachsenden Schlange vor dem einzigen Wasserhahn der Abschlusskundgebung sah man die Polizistinnen regelmäßig.

Von dem noch nicht schriftlich vorliegenden Urteil versprechen sich die Veranstalter zweierlei. „Zunächst einmal verschafft uns das Planungssicherheit für die Hanfparade 2013“, erklärte Martin Steldinger, einer der Vorstände. „Darüber hinaus hoffen wir, dass andere Demonstrationen von unserem Sieg profitieren.“ Dazu müsste das Urteil dem Entscheidungsspielraum der Versammlungsbehörde klare Grenzen setzen.

Bei ihrer Klage wurden die Hanfparademacher von mehr als einem Dutzend Kulturschaffenden, Demomachern, Politikern und Szenevertretern unterstützt, die der Versammlungsbehörde vorwarfen, missliebigen Veranstaltungen den Versammlungscharakter „nach Gutsherrenart“ abzuerkennen.

Link zur Klageschrift, Link zum Urteil

Foto von der Messehalle

Rückblick auf das Prager Cannafest

Foto von der MessehalleEin kleines Team der Hanfparade machte sich auf den Weg zur dritten internationalen Hanfmesse Cannafest in Prag. Schon die Begrüßung, der große Banner über dem Haupteingang mit der Aufschrift „Legalizace“, dem tschechischen „Legalize“, wirkte sehr einladend. Wir hatten einen Stand zusammen mit dem Hanf Museum und der Andrang während der drei Messetage war riesig.

Menschen in den Gängen zwischen den MessenständenSchon Freitags waren viele Besucher dort. Es gab einiges zu erleben: von Gewinnspielen, Vorträgen, und jeder Menge hanfiger Speisen bis musikalischen Künstlern war für jeden etwas dabei. Mir persönlich hat das Hanfeis, das es in verschiedenen Variationen gab, sehr zugesagt. Die Vielfalt der Sativapflanze war in allen Bereichen ausgestellt. Es gab Kleider und Kosmetika, sowie Hanf als Baustoff zu sehen. Außerdem natürlich alle erdenklichen Arten von Rauchgeräten und Verdampfern. Auch die Grower kamen voll und ganz auf ihre Kosten bei diesem riesigen Samenangebot, von dem wir Deutsche nur träumen können. Es wurden massenhaft Düngerproben und Informationsmaterial verteilt. Als Besucher kam man ohne Werbegeschenke nicht aus der Messe.

Das Cannafest war mit viel Mühe und harter Arbeit entstanden und das Ergebnis war einzigartig. Am Samstag waren die Hallen mit 20.000 Hanffreunden gefüllt. Trotz der vielen Menschen war es eine sehr freundliche und familiäre Atmosphäre und das Interesse auch an dem Stand der Hanf Parade und des Hanf Museums war mehr als wir erwartet hatten. Das Team der Hanfparade bedankt sich von ganzem Herzen bei den Messeveranstaltern und allen Helfern für diese tolle Messe und die gute Zeit, die wir dort hatten.

Foto von Hanfbaustoffen, Hemparade Hanfzement, Dämmmaterial u.a. Diverse Hanffasern und Faserprodukte in einer Glasvitrine

Die Autorin Katrin ist in diesem Jahr neu zum Hanfparade OrgaTeam hinzugestoßen und war zum ersten Mal auf einer Hanfmesse.

Gemeinsame Erklärung

Unterschriftenaktion für die Versammlungsfreiheit

Gemeinsame Erklärung

Wenn am 11. Dezember vor dem Verwaltungsgericht Berlin in Sachen „Hanfparade gegen Versammlungsbehörde“ verhandelt wird, geht es längst nicht nur darum, ob es juristisch richtig war, Deutschlands größter Demonstration für die Legalisierung von Cannabis 2011 weite Teile der Abschlusskundgebung zu verbieten. Vielmehr stehen die Grenzen der Versammlungsfreiheit für alle Berlinerinnen zur Diskussion. Wie demonstriert wird, soll „nicht länger nach Gutsherrenart von der Versammlungsbehörde entschieden werden“.

Es geht der Hanfparade mit ihrer Klage darum, die Berliner Polizei zu zwingen, das Bundesverwaltungsgerichtsurteil aus dem Jahr 2007 umzusetzen. Das hatte damals entschieden, dass Aufzüge als Versammlungen geschützt sind, „wenn die anderen Zwecke nicht aus der Sicht eines durchschnittlichen Betrachters erkennbar im Vordergrund stehen“.

Anlässlich des Prozessauftaktes haben mehr als ein Dutzend Kulturschaffende, Demomacher, Politiker und Szenevertreter eine gemeinsame Erklärung abgegeben, der sich weitere Unterzeichner per Webseite anschließen können.

  • Öffentliche Unterstützerliste „Ein Lehrstück über Demonstrationsrecht (Teil I)“ www.hanfparade.de/aktion/
Kiffer im Knast; Grafik aus Bodo Saggel Der Antijurist

Hanfparade 2011 vs. Berlin – mündliche Gerichtsverhandlung

In der Sache Hanfparade vs. Land Berlin (Az VG 1 K 354.11) wegen der zu großen Teilen verbotenen Hanfparade 2011 gibt es endlich den ersten Verhandlungstermin! Die Verhandlung findet am 11.12.2012 um 10:00 Uhr im Verwaltungsgericht Berlin, Kirchstraße 7 in 10557 Berlin, statt. Die Raumnummer ist den Aushängen zu entnehmen. Wir erwarten keine endgültige Entscheidung. Wir freuen uns über weitere Besucher!

Kiffer im Knast; Grafik aus Bodo Saggel Der AntijuristZur Erinnerung: 2011 sagte die Versammlungsbehörde, unser Abschlussgelände, der „Markt der Möglichkeiten“, sei nur punktuell politisch und ansonsten nur auf Kommerz ausgerichtet.

Wenn sich die Ansicht der Versammlungsbehörde durchsetzt, wird es in Zukunft keine echte Versammlungsfreiheit mehr geben. Versammlungsfreiheit in Deutschland hieß bisher immer auch, dass man die Versammlung nur anmelden muss – eine Genehmigung ist ausdrücklich nicht erforderlich. Die Behörde meint aber, dass alle Aufbauten (Zelte, Bänke, Tische etc.) nur in engen Ausnahmefällen Teil einer Versammlung sein können. Das würde bedeuten, dass eine Kundgebung angemeldet wird und eventuell für ein Zelt auf der Kundgebung eine Sondernutzungserlaubnis zu beantragen wäre. Damit wäre für alle Versammlungen mit größeren Hilfsmitteln doch eine Genehmigungspflicht geschaffen. Ständige Streitigkeiten wären vorprogrammiert. Denn an der Hanfparade sieht man, dass die Zelte u.ä. jahrelang als selbstverständlicher Teil der Kundgebung angesehen wurden, dann wieder nicht und 2012 dann weitgehend doch wieder usw..

Leider vergisst die Versammlungsbehörde dabei, dass wir diesen Vorwurf schon mal hatten. Nämlich zur zweiten Hanfparade vor 13 Jahren. Auch dort sah die Versammlungsbehörde nicht, dass der Markt der Möglichkeiten und seine Aufbauten politischen Charakter haben. Doch ein Produkt, welches politisch verhindert wird, wie hier in Deutschland und weltweit durch die internationalen Abkommen, ist politisch. Auch wurde uns von der Versammlungsbehörde ein Urteil von 2001 zitiert, welches in allen Gesetzestexten eindeutig als überholt gekennzeichnet ist, denn die Fuckparade hatte 2007 eine höhere Entscheidung erwirkt. Es ist schon seltsam.

Natürlich widersprachen wir dem Bescheid, und wir mussten am letzten Tag vor Gericht gehen, um die gesamte Hanfparade wie geplant durchführen zu können. Unser Einspruch und die einstweilige Verfügung wurden damals abgelehnt. Nun steht das Gerichtsverfahren an.

Weitere Hintergrundinfos: Hanfparade 2011: Hanfnutzer raus aus der Öffentlichkeit? und Facebook Event zur Gerichtsverhandlung

Update: Der Prozess ist gelaufen:

Link zur Klageschrift, Link zum Urteil