Hanfparade 1998 - Der Kampf geht weiter
Der damalige Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) verbot "kommerzielle Veranstaltungen" vor dem Brandenburger Tor, und der Polizeipräsident erklärte die Abschlusskundgebung der Hanfparade 1998 zu einer solchen, da hier auch Waren zum Verkauf angeboten wurden.
Da der Markt der Möglichkeiten als wichtiger Bestandteil der Abschlusskundgebung zu den wenigen Einnahmequellen des nicht kommerziellen Vereins gehört, war die Absicht offensichtlich: Man wollte den Veranstaltern mit dieser Aktion die Deckung ihrer Kosten und somit die darauffolgende Hanfparade unmöglich machen. Das konnte jedoch in allerletzter Sekunde durch einen höchstrichterlichen Eilbeschluss verhindert werden.
Und so trafen am 29. August 1998 wieder Menschen aller Bevölkerungsschichten aufeinander. Die Teilnehmer reisten aus ganz Europa an, um ihrer Forderung - der Legalisierung von Cannabis - Ausdruck zu verleihen. Angeführt von etlichen Wagen und Treckern bewegten sich Tausende Hanfsympathisanten vom Alexanderplatz in Richtung Brandenburger Tor, um dort die Abschlusskundgebung zu erleben.
Auch dieses Jahr bestand wieder ein breites Bündnis aus Parteien und Organisationen, Selbsthilfegruppen und Legalize-it-Vereinen, Produzenten und Händlern der Hanfbranche.
Die Grünen und die PDS beteiligten sich sogar mit eigenen Wagen und entsandten - wie bereits im Vorjahr - ihre besten Redner zum Thema Hanf: Hans-Christian Ströbele (Die Grünen) und Freke Over (PDS).
Wenn man bedenkt, dass zu diesen Zeitpunkt noch viele Menschen glaubten, Marijuana und Haschisch seien süchtig machende Stoffe und sie wären demzufolge in einen Topf mit Crack, Koks und Heroin zu werfen, ist es nicht verwunderlich, dass sowohl die Polizei als auch die bürgerlichen Pressestellen diese große und überaus politische Demonstration herunterspielten. Dabei sprachen selbst Polizeibeamte von 10.000 - 20.000 Anwesenden. In den Medien tauchten jedoch stets geringere Teilnehmerzahlen auf, so wurde zum Beispiel im bekannten Berliner Tagesspiegel von nur 2.000 Hanfparade-Demonstranten berichtet.
Man braucht kein Wahrsager sein, um zu wissen, dass - wenn Bands wie "Zion Train", "Fünf Sterne Deluxe", "Mutabor" und viele andere kostenlos auftreten - sich schon allein dafür mehr als 2.000 Leute mobilisieren lassen. Dabei war das Kulturprogramm längst nicht der einzige Grund, zur Hanfparade zu erscheinen. Schließlich ging es hier auch um eine politische Aussage, die jeder Demonstrant durch bloße Anwesenheit traf.