Berichte vom GMM am 3. Mai – und morgen Berlin!
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- Veröffentlicht: Freitag, 09. Mai 2014 00:01
Der vergangene Samstag, 3. Mai 2014, stand ganz im Zeichen des „Global Marijuana March“ (GMM). Unter den weltweit gut 250 partizipierenden Städten fanden sich mit 16 erfreulich viele deutsche. Die Berliner machen ihre Demo erst am 10. Mai, da viele hauptstädtische AktivistInnen am ersten GMM-Samstag in anderen Orten präsent waren. Vom Orga-Team der Hanfparade war Martin in Dresden, Steffen in Bremen, Hans in Heidelberg und Greg und Soki in Frankfurt am Main. Hier berichten wir von ihren Eindrücken. Übereinstimmend von allen GMM-Veranstaltungsorten finden wir beachtenswert, dass die örtlichen Polizeien sich sehr zurückhaltend verhielten und am Rande der Demos, sofern überhaupt nötig, um die Verkehrslenkung kümmerten – und um sonst nichts. (Von einer Lärmbeschwerde abgesehen, siehe unten.)
Frankfurt am Main: Der GMM in Frankfurt – der traditionsreichste GMM in Deutschland – wurde wie in den Vorjahren von der Hanf-Initiative Frankfurt organisiert, die auch schon einen ausführlichen Bericht von der Demonstration auf ihrem Internetportal veröffentlicht hat. Greg von der Hanfparade, der auf der Demo eine Rede über seine persönliche Motivation hielt, sich seit Jahren für die Legalisierung von Cannabis und ein Ende des Krieges gegen Drogen zu engagieren, schrieb am Tag darauf: „Es war eine tolle Demo und hat mich sehr gefreut, dabei gewesen zu sein. Nachdem sich der Zug in Bewegung setzte, fühlte ich mich wie unter Freunden: überall Menschen mit offenem Herz und Verstand.“ Bei der Startkundgebung wurden etwa 250 Teilnehmer gezählt, im Laufe des Demonstrationszugs wuchs die Anzahl der Mitlaufenden zeitweise auf über 400 Menschen an.
Auch Soki von der Hanfparade sprach zu den Demonstranten und würdigte dabei das Engagement von Ingrid Wunn, Mitbegründerin der Hanf-Initiative Frankfurt, für die Relegalisierung von Cannabis. Ihrem Engagement ist es auch zu verdanken, dass die Medien des Mainstreams viel über den GMM in Frankfurt am Main berichteten, wie auch Soki meint: „Der wichtigste ist sicherlich, dass Ingrid Wunn bereits im Vorfeld mehrere Interviews gab und daraufhin längere Artikel in der Frankfurter Rundschau und der FAZ erschienen. Nach mehr als einem Jahrzehnt Kontinuität bei ihrem Kampf um die Relegalisierung, ihrer Stadtteilarbeit und ihrem parteipolitischen Engagement, bei denen sie immer wieder mit diversen Forderungen und Anträgen „unsere Sache“ unterstütze und in die Öffentlichkeit und Medien trug, ist die Frau mit dem roten Trike und der Cannabisflagge ein medial bekanntes Gesicht geworden, insbesondere und gerade außerhalb unseres „dampfenden“ Umfelds. Diverse Anträge, eine kommende Cannabis-Konferenz und ein möglicher und erneuter „Frankfurter Weg" beflügelten die Fantasie zusätzlich.“ Die Rede von Soki ist im Video „Global Marijuana March in Frankfurt am Main 2014“ ab Minute 31:35 zu vernehmen.
Heidelberg: „Cannabis Legal – International!“ forderten über 500 Menschen in Heidelberg beim Global Marijuana March, der von der Stadtbücherei über den Bismarckplatz durch die Altstadt zum Universitätsplatz führte. Jost Leßmann vom Bundesvorstand der Grünen Hilfe machte als Moderator auf der Demonstration einen auch für unbeteiligte Bürger am Straßenrand eine gute Figur und sorgte maßgeblich für die gute Stimmung auf der Demonstration.
„Wir sind uns sicher, das wird nicht der letzte GMM bleiben“, sagte Christoph Lehner, Sprecher des OrgaTeams des GMM in Heidelberg, der freudig hierzu ergänzte: „Wir sind sehr zufrieden mit unserem ersten GMM und werten ihn als großen Erfolg. Es waren Menschen aus der gesamten Rhein-Neckar-Region anwesend.“
Hans Cousto von der Hanfparade und der Arbeitsgemeinschaft DrogenGenussKultur hat in seiner Rede deutlich gemacht, dass die aktuelle strafrechtliche Verfolgung der Drogengebraucher mit dem elementaren Menschenrecht auf die freiheitliche Entfaltung der eigenen Persönlichkeit nicht vereinbar ist. In der Drogenpolitik der etablierten bürgerlichen Parteien würden die grundlegenden Menschenrechte der Drogenkonsumenten oft nur marginal berücksichtigt respektive nicht selten auch völlig ausgeblendet. Dies zeige sich in der mangelnden Bereitschaft in diesen Parteien, sich offensiv gegen den mörderischen „War on Drugs“ zu positionieren. Deshalb seine Botschaft zur Europawahl: Wählt keine Kriegstreiber, egal ob es sich um Kriegstreiber im Drogenkrieg oder um andere Kriege handelt!
Boris Hiesserer von der Pyromania Arts Foundation hat ein schönes zusammenfassendes Video vom GMM in Heidelberg veröffentlicht, sowie eine Playlist mit ausgewählten Vorträgen und Musikdarbietungen. Die Metropolregion Rhein-Neckar News (MRN-News) berichteten unter dem Titel „Heidelberg – 350 Menschen forderten beim Global Marijuana March die Legalisierung von Hanf“ ausführlich von der Demo.
Bremen: Steffen wollte GMM-Neulingen helfen und löste dabei ein Versprechen ein, das er dem Bremer Hüseyin Beypinar (Inhaber des Headshops „Udopea“) im Rahmen der Cannabiskultour im Frühling 2012 gegeben hatte. Gemäß Bericht des Weser-Kuriers, der unter dem Titel „Demo für Freigabe von Marihuana“ erschien, nahmen etwa 150 Personen an der Demo teil. Steffen zählte etwa 200 Teilnehmer – es war also eine eher kleine Demonstration, doch sie animierte einige Leute vor Ort, sich an der Organisation für den GMM 2015 zu engagieren. Damit hat die Demo schon einen wichtigen Zweck erfüllt.
Dresden: Am chilligsten war die Veranstaltung in Dresden. Dort kamen, trotz des doch kühlen Wetters, etwa 300 bis 400 Personen zur Kundgebung im Alaunpark. Im Gegensatz dazu blieben die Polizisten im Warmen. Es kam während der gesamten Kundgebung nur eine Streife vorbei, die sich wegen der Lautstärke beschwerte. Es sprach Stefan über seinen Leidensweg als Patient, den sogar seine Oma, die zu der Veranstaltung gekommen war, zu Tränen rührte. Es sprachen darüber hinaus Vertreter der Piratenpartei und JuSos, gemischt mit Livemucke von Hiphop-Acts. Für die Hanfparade war Martin vor Ort, der dort auch eine rede hielt. Die Sächsische Zeitung berichtete unter dem Titel „Zwischen Hanf-Therapie und Rausch“ recht positiv über die Kundgebung. Das Video „Global Marijuana March 2014 Dresden“ vermittelt einen kurzen Einbick in die Veranstaltung.
10. Mai 2014 in Berlin
Karte vom Startplatz auf OpenStreetMap
Wie erwähnt machen die Berliner ihre Demo eine Woche später als die meisten Anmelder im deutschsprachigen Raum. Die Berliner Demonstration zum Global Marihuana March 2014 startet am 10. Mai um 14 Uhr am bekannten Cannabis-Schwarzmarkt Hasenheide und wird am nicht weniger berüchtigten Drogenumschlagplatz Görlitzer Park mit einer Abschlusskundgebung enden. Der Görlitzer Park wurde laut Organisatoren als Ziel gewählt, um dem Coffeeshop-Antrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg Nachdruck zu verleihen. Die Demonstraten sehen in der Errichtung von Coffeeshops einen sinnvollen Schritt in Richtung Schadensminderung.
In Berlin zählen die Hasenheide und der Görlitzer Park zu den größten offenen Schwarzmärkten für Marihuana und Haschisch. Der Görlitzer Park ist zudem durch einen Antrag der Bezirkverordetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg bundesweit bekannt geworden. Darin fordern die Grünen, unterstützt von Piraten, Linken und der SPD, im Rahmen eines Modellprojekts im Park Coffeeshops zu errichten. Dazu Hans Cousto, schweizer Musikwissenschaftler, Drogenforscher und Teil des Berliner GMM-Organisationskommitees: „Coffeeshops bieten Konsumenten als legale Abgabestellen zwei wesentliche Vorteile. Zum einen erleichtern sie die korrekte Wirkstoffdosierung und verringern damit die Gesundheitsrisiken. Außerdem öffnen Coffeeshops angstfreie Räume für Prävention, Beratung, Substanzkunde – was die gesamtgesellschaftlichen Kosten des Cannabisgebrauchs mittelfristig senken wird. So profitieren am Ende auch jene, die selbst nicht kiffen.“
Das Facebook-Event zum GMM in Berlin hat (bis zum Tag zuvor) fast 1500 Zusagen! Wir sind gespannt, wie viele von euch wirklich kommen.